Freitag, 14. Dezember 2012

Der Dresdner Fragenkatalog

Am Samstag soll das Frankfurter Kollegium als Plattform für alle sozialliberal denkenden Piratenmitglieder gegründet werden. Zur Zeit  läuft im Netz eine Empörungswelle, aus deren Mitte sich Anselm Schmidt mit seinem Dresdner Fragenkatalog zu Wort gemeldet hat. Wobei sich mir die Frage stellt, warum Dresdner?

Einige der Fragen sind gut, einige andere, nun ja. Hier mein Leipziger Kommentar SCNR ;)

1. Von welchen Personen stammt die Gründungsidee? 

Seit wann ist es Piraten wichtig, wer eine Idee gehabt hat? Der Grund der Frage erschliesst sich mir nicht.

2. Gab es Treffen (real und virtuell) zur Vorbereitung der Gründung?
2a. Falls ja (2), gibt es eine Dokumentation (Protokolle und sonstige Dokumente, digital und analog) zu diesen Treffen?
2b. Falls nein (2a), warum nicht?
2c. Falls ja (2a), werden diese öffentlich gemacht werden?
2d. Falls nein (2c), warum nicht? 

Diese Fragen finde ich gerechtfertigt.

3. Welche weiteren Personen waren an der Gründungsinitiative beteiligt?
3a. Welche Personen gehören zum genannten "kleinen Kreis"?
 

Diese Fragen sind meines Erachtens rein rhetorischer Natur. Im Prinzip gilt hier das zu 1. gesagte.

4. Welche natürlichen und juristischen Personen (Vereine, Firmen, Parteien,...) waren an der Entstehung des Manifests [10] beteiligt?

Die Frage impliziert, daß die Gründung des Frankfurter Kollegiums unter Beteiligung von externen Kräften stattfand und das andere Parteien, Firmen und Vereine hier ihren Einfluß würden geltend machen.
In meinen Augen ist diese Frage vergiftet und ist ein Zeichen von Mißtrauen, vielleicht sogar mit der Absicht Mißtrauen zu streuen, geschaffen worden.


5. Welche natürlichen und juristischen Personen waren an der Ausarbeitung des Satzungsentwurfs [11] beteiligt?
 5a. Welche Personen haben diesen Entwurf, wie auf der Webseite angegeben [12], vom Frankfurter Amtsgericht überprüfen lassen?
5b. Sind Dokumente zu dieser Prüfung vorhanden?
5c. Falls ja (5b), werden Dokumente zu dieser Prüfung öffentlich gemacht werden?
5d. Falls nein (5c), warum nicht?
5e. Gibt es ein Aktenzeichen des Amtsgerichts?
5f. Falls ja (5e), wie lautet es? 

Die Fragen 5, 5a, 5b, 5c und 5d sind für Nichtmitglieder irrelevant, zum Teil aus Gründen wie unter 1. Da die Gründungsversammlung über die Satzung entscheidet, dürfte der Erkenntnisgewinn marginal sein.

6. Welche natürlichen und juristischen Personen waren an der Erstellung der Webseite [13] beteiligt?
6a. Welche natürlichen und juristischen Personen haben Zugriff auf diese Webseite?
6b. Welche natürlichen und juristischen Personen verwalten oder haben Zugriff auf die Social Media-Kanäle der Gründungsinitiative? 

Auch diese Fragen sind irrelevant. Zum Teil aus gleichen Gründen wie unter 4. Wichtiger ist aber, warum es dem Fragensteller so wichtig erscheint, die Namen der Beteiligten zu erfahren?

7. Welche natürlichen und juristischen Personen haben den Presseclub Frankfurt für die Gründungsversammlung angemietet?
7a. Wird der Mietvertrag veröffentlicht werden?
7b. Falls nein (7a), warum nicht?

Gleiches, wie unter 5. Warum ist es wichtig, wer den Ort der Versammlung angemietet hat? Wurde die Frage auch bei Gründung Häkelklub, Pirantifa oder Biludngswerk gestellt?

8. Wer streamt die Gründungsversammlung? [beantwortet]
8a. Welche natürlichen und juristischen Personen haben dieses Streaming in Auftrag gegeben? [tlws. beantwortet]
Auch hier wird nicht ersichtlich, was sich der Fragensteller für einen Erkenntnisgewinn verspricht?
 
9. Welche Kosten entstanden bisher bei den Gründungsvorbereitungen?
9a. Existiert eine genaue Aufschlüsselung dieser Kosten?
9b. Falls ja (9a), wird diese veröffentlicht werden?
9c. Falls nein (9b), warum nicht?
9d. Welche natürlichen und juristischen Personen haben welche dieser Kosten getragen?
9e. Welchen Einfluss hatten diese Personen auf Manifest, Satzung, Webseite und das Vorgehen bis zur Gründung, insbesondere auch auf die Interaktion mit der Presse?
9f. Warum sind keinerlei Begrenzungen oder Veröffentlichungspflichten von Spenden im Satzungsentwurf enthalten?
9g. Wie soll sichergestellt werden, dass Spender des Vereins die Arbeit des Vereins, seine Mitglieder und damit auch die Mitglieder der Piratenpartei Deutschland nicht beeinflussen? 

Für die Fragen 9, 9a, 9b, 9c, 9d, 9e gilt im Prinzip das unter 1. und 3. gesagte.
Die Fragen 9f und 9g sind IMHO gute Fragen, die beantwortet werden sollten.

10. Auf welcher Grundlage wurde Aleks Lessmann zum "Presseansprechpartner" ernannt?
10a. Existierte eine Ausschreibung zum "Presseansprechpartner"?
10b. Falls nein (10a), warum nicht?
10c. Falls ja (10a), fand diese anonymisiert statt?
10d. Welche Personen entschieden über die Besetzung des "Presseansprechpartners"?

Die Fragen sind auch wieder intendierend. Ich frage mal anders herum, warum sollte Aleks Lessmann *nicht* Presseansprechpartner sein? Und warum sollte es eine Ausschreibung geben, wenn der Verein noch gar nicht existiert?

11. Erfolgte die Ankündigung und Vertretung gegenüber der Presse ausschließlich durch Aleks Lessmann?
11a. Falls nein, welche weiteren natürlichen und juristischen Personen waren daran beteiligt? 

Auch hier wieder, wem nützt so eine Frage? Es ist völlig Banane, wer die Gründung gegenüber der Presse angekündigt hat. Und wenn der Verein existiert, dann ist dieser darüber auch nur seinen Mitgliedern gegenüber verantwortlich.

12. Basieren die bisherigen Pressekontakte auf einer einheitlichen Medienstrategie?
12a. Falls ja (12), welche natürlichen und juristischen Personen waren an der Ausarbeitung dieser Medienstrategie beteiligt?
12b. Falls ja (12), wie lauten die Ziele dieser Medienstrategie?
12c. Falls ja (12), gibt es Dokumente (virtuell und analog) zu dieser Medienstrategie?
12d. Falls ja (12c), werden diese Dokumente veröffentlicht werden?
12e. Falls nein (12d), warum nicht? 

Es gilt das Gesagte unter 11. Wenn es eine Medienstrategie des Vereins geben sollte, so ist diese gegenüber den Mitgliedern des Vereins zu rechtfertigen, nicht gegenüber Nichtmitgliedern.

13. An welchen Presseverteiler wurde die Pressemitteilung zur Gründung verschickt?






Diese Frage verlangt Offenlegung von privaten Pressekontakten. Das wäre so, als würde man den Bundesvorstand auffordern, seinen Presseverteiler allen Piraten-Mitgliedern gegenüber zu öffnen.

13a. Welche natürlichen und juristischen Personen haben Zugriff auf diesen Presseverteiler?

Die Intention dieser Frage ist die gleiche, wie bei 1. und 4.




13b. Wurden für die Zusammenstellung dieses Presseverteilers Pressekontakte der Piratenpartei Deutschland verwendet?

Das ist eine interessante Frage. Aber meines Erachtens so nicht beantwortbar, da Pressekontakte in aller Regel auf Vertrauen zwischen den einzelnen Personen basiert. Es ist schlecht möglich zwischen Rolle und Person zu trennen.



13c. Wurden für die Zusammenstellung dieses Presseverteilers Pressekontakte verwendet, die im Rahmen offizieller Tätigkeiten (Beauftragungen, Ämter) in der Piratenpartei Deutschland entstanden sind, verwendet?




Gleiche Frage wie 13b.

 13d. Falls ja (13b oder 13c), wurde der komplette Vorstand der Piratenpartei Deutschland über die Verwendung diesere Pressekontakte informiert?
13e. Falls nein (13b oder 13c), warum nicht?
13f. Falls ja (13d), hat der Vorstand dieser Verwendung ausdrücklich (per Vorstandsbeschluss) zugestimmt?
13g. Falls nein (13d), warum nicht?
13h. Falls ja (13b oder 13c), wurden die Mitglieder der Piratenpartei Deutschland vor Verwendung dieser Pressekontakte informiert?
13i. Falls nein (13h), warum nicht? 

Die Fragen 13d bis 13i sind wegen 13b nicht beantwortbar. Im Prinzip läuft es auf die Frage hinaus: "Wußte der Bundesvorstand von der Gründung des Frankfurter Kollegiums?". Und da dürfte die Antwort wohl "ja" lauten.

14. Wussten die Wähler der beteiligten Amtsträger der Piratenpartei Deutschland zum Zeitpunkt der Wahl über die Pläne einer solchen Vereinsgründung Bescheid?

Nein. Die Frage ist aber auch unerheblich. Aus drei Gründen.
  • Erstens haben auch Amtsträger  das Recht an der Willensbildung mitzuwirken, 
  • zweitens haben nicht nur Amtsträger, sondern alle Mitglieder sich der Satzung und dem Grundsatzprogramm verpflichtet, 
  • drittens jeder Amtsträger hat das Recht sich wie auch immer zusätzlich zu den Piraten zu betätigen, solange den Zielen der Piraten nicht widerlaufen wird.



14a. Falls nein (14), wurden sie inzwischen über die Beteiligung der von ihnen gewählten Amtsträger an der Vereinsgründung informiert?
14b. Falls ja (14a), wann und wie?
14c. Falls nein (14a), warum nicht? 
Weil es egal ist. Wenn der Klaus von heute auf morgen zum Judoverein geht, oder die Swanhild Mitglied bei Transparency International wird, oder Johannes sich der buddhistischen Sekte "Buddha liebt Euch" anschliesst, es geht weder Dich noch mich was an.
 
15. Inwiefern sollen Interessenkonflikte von Amts- und Mandatsträgern der Piratenpartei Deutschland, die aus der Mitgliedschaft im Verein entstehen können, verhindert werden?
15a. Wie können mögliche Interessenkonflikte frühzeitig erkannt werden?
15b. Sind die an der Gründung beteiligten Amtsträger der Piratenpartei Deutschland bereit, von ihren Ämtern zurückzutreten, sobald derartige Interessenkonflikte aufkommen?

Welche Konflikte sollen das denn sein? Die Satzung des Frankfurter Kollegium sieht ausschliesslich Piratenparteimitglieder in ihren Statuten vor. Wenn hier also auf eine Unterwanderung angespielt wird, dann ist die Piratenpartei schon vorher unterwandert, bevor der Verein, sie unterwandern könnte.

16. Machen die Mitinitiatoren Einzelpersonen wie Johannes Ponnader (demokratisch gewähltes Mitglied im Bundesvorstand der Piratenpartei Deutschland), Oliver Höfinghoff (demokratisch gewähltes Mitglied des Abgeordnetenhauses Berlins) und Stephan Urbach für die aktuellen Umfragewerte der Piratenpartei verantwortlich, wie ein Telepolis-Artikel [2] vermittelt?

Und wenn? Was spielt das für eine Rolle? 

16a. Mit welchen konkreten Positionen sind diese Personen in den Augen der Gründungsinitiatoren in Verbindung zu bringen?

Auch diese Frage ist wieder intendiert. Wenn alles in Butter wäre, würde doch keiner die Energie aufwenden, einen Verein zu gründen.

16b. Was sind in den Augen der Mitinitatoren "hyperideologische Positionen" und welche konkret sind gemeint?

Gute Frage.
16c. Inwiefern ist der Einsatz für eine diskriminierungsfreie Sprache ein "religiös anmutender Fanatismus für 'Nebenkriegsschauplätze'"?

Gute Frage.
16d. Inwiefern wollen sich die Gründungsinitiatoren des Vereins um die "tatsächliche Gleichstellung von Mann und Frau kümmern"?

Nun, vielleicht wollen die Initiatoren sich nicht nur symbolhaft in Form der Verwendung generischen Femininums um die Gleichstellung kümmern, sondern durch aktive Programmarbeit die Gesellschaft so ändern, daß Frauen und Männer gleichermaßen wohl fühlen.
16e. Welche Person ist Zitatgeber für den letzten Absatz dieses Artikels?
Ist das wichtig? Warum?
16f. Planen die Mitinitiatoren weiterhin, einzelne Mitglieder des Bundesvorstands der Piratenpartei Deutschland in der Presse negativ zu erwähnen?

Es wird ja so getan, als wäre das der Zweck des Frankfurter Kollegiums. Das ist Bullshit.
16g. Inwiefern wird ein solches Verhalten die Arbeit des zu gründenden Vereins beeinflussen?

Dies ist eine Suggestivfrage, die Antwort von 16f vorwegnimmt.

17. Welche Priorität sollen Erfolg und Ziele der Piratenpartei Deutschland, festgelegt durch ihre Satzung und die Programme ihrer einzelnen Gliederungen, in der Arbeit des Vereins und seiner Mitglieder haben?

Das steht schon in der Gründungsbegründung, kurz: sozialliberale Positionen zu bündeln

17a. Sind die Gründungsinitiatoren des Vereins der Meinung, dass öffentliche Kritik an einzelnen, demokratisch gewählten Amtsträgern der Piratenpartei Deutschland durch Vereinsmitglieder und andere Amtsträger in der Presse kontraproduktiv sind?

Die Frage suggeriert, es wäre nicht statthaft Kritik zu üben. Tatsächlich ist sachliche Kritik aber essentiell für eine politische, auch innerpolitische Debatte. Da dürfen auch Vorstandsmitglieder nicht von ausgenommen sein. Wenn Johannes, Swanhild oder Bernd Scheiße bauen, dann muß man das auch sagen können. Und bisher durfte man dies bei den Piraten auch tun.

Nachtrag: Es kam ff. Frage per Twitter:
Nachfrage zu 17a: Hast Du evtl. "in der Presse" überlesen?
Wenn Kritik innerparteilich nicht ankommt, darf man auch Presse bemühen. Damit meine ich nicht: Jede Kritik hauen wir erstmal via Presse raus.

17b. Inwiefern ist gewährleistet, dass die Gründung des Vereins und die Vereinsarbeit der beteiligten niedersächsischen Vorstandsmitglieder den Wahlkampf zur Landtagswahl in Niedersachsen nicht beeinträchtigen?
Auch diese Frage soll suggerieren, daß  der Verein schädlich sei. Nur weil jemand Mitglied in einem Verein ist, heißt das doch nicht, daß er/sie nicht fähig ist, für die Piraten zu sprechen.

18. Wie soll verhindert werden, dass der Verein eine Plattform für Menschen wird, die derartige Ansichten vertreten?
18a. Wie soll verhindert werden, dass der Verein eine Plattform für Menschen wird, die diskriminierende, insbesondere auch sexistische Ansichten vertreten?
18b. Welches konkrete Engagement gegen Diskriminierung und derartige menschenverachtende Ansichten wurde bisher von den Gründungsinitiatoren im Rahmen ihrer Mitgliedschaft in der Piratenpartei Deutschland gezeigt?
 
Auch diese Fragen haben den Zweck, die Mitglieder des Vereins zu diskreditieren. Da sich die Mitglieder des Vereins laut Vereinssatzung nur aus Mitgliedern der Piraten zusammensetzen, sollte klar sein, daß dieser Verein sich nicht, wie mit den Fragen intendiert, zu einem Sammelbecken diskriminierender und menschenverachtenden Piraten entwickelt.

Was aber auffällig ist, daß der Fragensteller nach meiner Einschätzung, seinerseits versucht, mögliche Mitglieder des Frankfurter Kollegiums dafür zu diskriminieren, weil diese alternative Formen der Zusammenarbeit zwischen Gleichgesinnten suchten.

18c. Warum ist im Satzungsentwurf kein_e Antidiskriminierungsbeauftragte_r vorgesehen?

Im Landesverband der Piraten Sachsen haben wir auch keinen Antidiskriminierunsgbeauftragten in der Satzung stehen. Wird hier etwa mit zweierlei Maß gemessen?

19. An wen werden die eingegebenen datenschutzrechtlich relevanten Daten übersendet?
19a. Welche natürlichen und juristischen Personen haben Einblick in diese Daten?
19b. Welche Maßnahmen werden zum Schutz dieser Daten angewendet, insbesondere um Missbrauch zu verhindern?

Gute Fragen. Hat der Fragesteller seine Daten etwa dorthin gesendet?

19c. Warum ist im Satzungsentwurf des Vereins kein_e Datenschutzbeauftragte_r vorgesehen?

Warum sollte der Datenschutzbeauftragte in der Satzung stehen? BTW,  Im Landesverband der Piraten Sachsen haben wir auch keinen Datenschutzbeauftragten in der Satzung stehen. Wird hier etwa mit zweierlei Maß gemessen?

20. Wofür werden schnelle, da von lediglich fünf Personen abzustimmende, Positionspapiere benötigt?

Gute Frage, vielleicht weil man schnell auf einen Berliner Entwurf reagieren muß?

20a. Sind bereits Kandidaten für den Vereinsvorstand bekannt?




Gute Frage.

20b. Wird es, ähnlich wie bei Ämtern in der Piratenpartei Deutschland, Kandidatenseiten geben?

Möglich.

20c. Falls nein (20b), warum nicht?

Ist das wichtig? Insbesondere für den Fragesteller? Warum?

20d. Sollte die Ämterkumulation von offiziellen Ämtern in der Piratenpartei Deutschland und Vorstandsämtern im Verein, ähnlich wie innerhalb der Piratenpartei Deutschland, kritisch gesehen werden?
20e. Falls nein (20d), warum nicht?

Warum? Siehe  14c, 14d.

20f. Falls ja (20d), warum ist im Satzungsentwurf keine Regelung zu derartigen Ämterkumulationen zu finden?

Es ist ein Verein. Die Mitglieder des Vereins bestimmen die Spielregeln.

21. Nach welchen Kriterien soll der sogenannte "Aufnahmekreis" über eine Mitgliedschaft entscheiden?
21a. Sollen Ablehnungen durch den "Aufnahmekreis" nachvollziehbar, kontrollierbar und anfechtbar sein?
21b. Falls ja (21a), wie?
21c. Falls nein (21a), wie soll verhindert werden, dass Mitglieder aufgrund von persönlichen Konflikten o.ä. nicht aufgenommen werden, obwohl sie die Kriterien einer Mitgliedschaft erfüllen?

Auch diese Fragen sind wieder intendiert. Auch bei der Piratenpartei steht in den Satzungen, daß die jeweils niedrigste Gliederung  über die Aufnahme entscheidet. Und wenn jemanden die Nase nicht gefällt muß er das zwar begründen, aber die Mitgliedschaft ist trotzdem nicht einklagbar. Warum sollte es bei einem Verein jetzt kritisiert werden?

22. Wie wollen "Aufnahmekreis", Vorstand und Mitgliederversammlung bei der Aufnahme und dem Ausschluss überprüfen, ob ein (angehendes) Mitglied auch Mitglied der Piratenpartei Deutschland, und somit satzungskonformes und stimmberechtigtes Mitglied ist? 

Gute Frage, vielleicht durch Vorlage Mitgliedsausweis? Oder durch Eigenauskunft?

Dienstag, 11. Dezember 2012

Lügen mit Zahlen haben wir nicht nötig

Der Anlaß


Heute machte via Twitter das Ergebnis einer Urabstimmung über eine Unvereinbarkeitserklärung im KV Dresden die Runde

Eine Urabstimmung mit 44% Beteiligung, bei welcher 89% für einen Antrag stimmen und hinterher gibs gemecker. Nur bei den m(
Ich habe mich über den Tweet gewundert, da Dresden der größte KV in Sachsen ist und deutlich mehr als 200 Mitglieder  zählen sollte.

Also fragte ich nach:

44% Beteiligung? Bei 61 Stimmen? Dachte, Dresden hätte knapp 300 Mitglieder?
Dann kam vom Initiator der Urabstimmung, Florian A. Unterburger und aktueller Landesvorstand folgende Antwort:

150 Stimmberechtigte von 260 Mitgliedern, 66 Teilnehmer: 5 Ungültige, 7 Nein, 54 Ja-Stimmen
Gut, rechnen wir nach.

Zahlungs- und Beteiligungsquote


150 von 260 Mitgliedern durften an der Abstimmung teilnehmen, sind 57,7%. Anders ausgedrückt, 42,3% der Mitglieder hatten ihren Mitgliedsbeitrag nicht gezahlt und waren damit nicht stimmberechtigt.

Woher die Zahl von 44% Beteiligung?


Gerechnet wurde 66 Mitglieder, die sich an der Urabstimmung aktiv beteiligt haben: 66 von 160 macht 44% Beteiligung. Da die Hürde der Urabstimmung darin lag:


kann man davon ausgehen, daß die, denen die Debatte am Herzen lag, sich vermutlich beteiligt haben.

Da wir nicht wissen, wieso die 56% der 150 Dresdner Piraten sich nicht an der Abstimmung beteiligt haben, können wir nur mutmaßen:

  • Desinteresse an der Debatte
  • zu hohe Hürde
  • Abschreckung durch den Begriff eidesstaatlicher Versicherung
  • Einschüchterung durch lautstarke Unvereinbarkeitsbefürworter oder -gegner
  • Faulheit

89% Zustimmung?


Der Antragsteller Florian A. Unterburger meinte:
Gab niemals eine höher legimitierte politische Entscheidung
Das ist IMHO Blödsinn.  Wenn man die 66 abgebenen Stimmen rechnet, dann sieht mit 5 ungültigen, 7 Nein- und 54 Ja-Stimmen das Ergebnis prozentual zwar so aus:

81,8 % für Unvereinbarkeitserklärung
10,6 % gegen Unvereinbarkeitserklärung
  7,6 % ungültig

Wenn man das Ergebnis aber auf die Grundgesamtheit der Stimmberechtigten rechnet, dann sehen die Zahlen deutlich anders aus:

36,0 % für Unvereinbarkeitserklärung
  4,7 % gegen Unvereinbarkeitserklärung
60,7 % ohne Meinung oder ungültig

Jetzt kam der Einwand vom Antragsteller, daß

Keine Sorge, 89% Zustimmung - wer nicht teilnimmt, kann sich nicht enthalten. Wie beim Parteitag.
Diese Aussage ist aber falsch, da von einem anderen Piraten aus Dresden richtig eingewandt:
da bei Urabstimmung alle "akkreditiert" sind sind es Enthaltungen.
Meine Frage ist, warum wir Piraten es nötig haben, mit geschönten Zahlen um uns zu werfen?

Weiterführendes


Es stellen sich für mich bei solchen Zahlen ganz andere Fragen:

  • Warum ist die Zahlerquote in Dresden so niedrig?
  • Warum muß man eine Unvereinbarkeitserklärung unbedingt via Urabstimmung durchführen?
  • Stehen die Kosten für eine Urabstimmung im Verhältnis zum Ergebnis?
  • Warum wird bei der Urabstimmung von Versicherung an Eidesstatt gesprochen?
  • Braucht es wirklich so hohe Hürden für Urabstimmung?
  • Wie sehen die ungültigen Stimmen aus? Was macht sie ungültig?
  • Wieviele Rückläufer gab es?
  • Warum muß man mit billigen Tricks die Prozente der Zustimmung zur Erklärung hochschrauben? Wem nützt das?

Wir waren als Partei mal angetreten, sachbezogene Politik zu machen. Politik, die sich nicht an hohlen Phrasen klammert und die evidenzbasiert ist.

Als Lesetipp sei "Statistik für die Westentasche" von Walter Krämer, Piper München 2002. ISBN 3-492-04441-7 empfohlen.

Update 2012-12-13


Mich erreichten jetzt ua. via Twitter folgende Nachrichten zu diesem Blogbeitrag:

... würd gerne allen Programmen + Satzungen in Sachsen die Legimität absprechen. Oh, wait...

Und:
Verzerrend,da leider Normalität: bei *allen* Ur-,Volks- u. Parteitagsabstimmungen kaum mehr Teilnahme

Es scheint da bei einigen das Verständnis zu fehlen, daß eine Urabstimmung nicht mit einem Bundesparteitag gleichzusetzen ist.

Bei einem Parteitag zählen die akkreditierten Anwesenden einer Versammlung. Da nicht jeder der dort Akkreditierten sich im Versammlungsraum befindet, wird dort pragmatisch nur mit der Gesamtzahl der abgebenen Stimmen gerechnet. Da der Großteil der Akkreditierten in der Versammlung sitzt, dürfte das Abstimmungsergebnis nicht allzusehr vom wahren Abstimmungsergebnis abweichen.

Bei einer Urwahl ist das anders. Dort sind die Stimmberechtigten diejenigen, die Abstimmungsunterlagen zugesandt bekommen haben. Hier kann man nicht ohne weiteres davon ausgehen, daß der Großteil der Stimmberechtigten auch abstimmen. Und die Zahl von 150 Stimmberechtigten zu 66 Abstimmenden zeigt dies auch deutlich.

Die 66 Abstimmenden sind nicht repräsentativ für die Gruppe der 150 Stimmberechtigten, da die Hürde, an der Urabstimmung teilzunehmen für den einzelnen sehr hoch liegt.

Jemand, den das Thema nicht sonderlich interessiert wird dann nur wenig Zeit und Energie aufwenden, an dieser Abstimmung teilzunehmen. Jemand, der in dieser Debatte hoch emotionalisiert ist, bringt dann auch die Energie auf, sich einzubringen.

Und letztlich ist genau das die Unredlichkeit, die ich anprangere, daß dieser Faktor der hohen Hürde unter den Tisch gekehrt wird und nicht mit absoluten Zahlen, sondern mit Werten, wie 89% Zustimmung operiert wird, die die Realität nicht widerspiegeln.

Die gleiche Unredlichkeit übrigens, die Befürworter von LQFB ins Feld führen. Da kommen dann so Argumente "Der Antrag hat 89% Zustimmung im LQFB, dem *müsst* ihr folgen". Was dann fehlt, ist der kleine Hinweis: "An der Abstimmung haben von 2000 Stimmberechtigten nur 10 teilgenommen".

Wenn es zwischen Zahl der Abstimmenden und Zahl der Stimmberechtigten
keine großen Diskrepanzen geben würde, wäre der Jubel von Floran A.
Unterburger über das Ergebnis "89%" gerechtfertigt. Wir haben hier aber
eine Quote von 60,7% deren Meinung zu dem Thema nicht bekannt ist, und
56% die sich überhaupt nicht an der Abstimmung beteiligt haben.

Kurzum, das Ergebnis ist nicht repräsentativ. Und damit sind solche
Aussagen, wie "89% für Unvereinbarkeitserklärung!" politische Symbole,
die so in der Form von den etablierten Parteien verwendet werden ("die
CDU hat die Wahl mit 54% gewonnen!" vs. 40% Nichtwähler) auch bei den
Piraten eingezogen.

Es wäre ehrlicher, wenn wir Politik sachlich fundiert machen würden. Es
bricht keinem der Zacken aus der Krone, wenn man sachlich schreibt:

44% der Dresdner Piraten haben sich an der Urabstimmung beteiligt.
Unter den 150 Stimmberechtigten befürworteten 36% die
Unvereinbarkeitserklärung, 4,7% lehnten diese ab, 60,7 % sind ohne
Meinung oder deren Stimmen waren ungültig.

Freitag, 7. Dezember 2012

Kandidatenkandidatencheck

  ♥♞⚥⚖✎☺☠♲☕

Die Zeit läuft, die ersten Kandidatenkandidaten haben sich schon vorgestellt, Zeit für einen Check, welche Kriterien ich an diese anlegen würde.


Das Kandidatenkandidat muß Herzblut haben


Ich muß das Gefühl haben, ein Kandidatenkandidat muß für seine Sache brennen. Wer keine Leidenschaft zeigt, der wird den Alltag im Bundestag nicht überstehen. Nur wenn für mich erkennbar ist, daß das Kandidatenkandidat für ein Thema brennt, wenn die Leidenschaft da ist, bekommt es meine Stimme, denn nur dann weiß ich, daß das Kandidatenkandidat auch im Wahlkampf alles geben wird.

Das Thema für das das Kandidatenkandidat brennt, sollte zu den Kernthemen der Piraten gehören. Und von diesem nicht erst kurz vor der Aufstellungsversammlung entdeckt worden sein.

♞ Das Kandidatenkandidat sollte nachdenken können


Was mir bisher zu kurz gekommen ist, ist ob die Kandidatenkandidaten sich die Sache mit der Bundestagswahl wirklich durchdacht haben. Wenn ich von mir ausgehe (ja, ich hatte mir Gedanken zu einer Kandidatur gemacht), dann gab es folgende Überlegungen:

  • Welche Auswirkungen hat es für Deine Familie, für Dich und Deinen Beruf, wenn Du in den Bundestag gewählt werden würdest?
  • Welche Verpflichtungen sind mit der Kandidatenkandidatur verknüpft?
  • Habe ich mich darüber wirklich umfassend informiert, was mich zukünftig erwartet?
  • Wie gehe ich mit dem Druck und der Erwartungshaltung um?
  • Kollidieren meine politischen Ziele irgendwo mit denen der Piratenpartei? Und wenn ja, wo? Wie löse ich diese Konflikte auf?

⚥ Kandidatenkandidaten als Mensch

 
Unwichtig ist mir, ob Kandidatenkandidat selber Eichhörnchen, Frau oder Mann ist. Mir ist auch unwichtig, wie Kandidatenkandidat privat mit anderen zusammenlebt.

Für mich sind drei Punkte wichtig: 
  • Wie steht das Kandidatenkandidat zur Stellung von Mann und Frau?
  •  Welchen Wert hat Familie, haben Kinder für das Kandidatenkandidat?
  • Wie geht/ging Kandidatenkandidat mit Menschen um?

Kandidatenkandidaten, die sich in der Vergangenheit kinderfeindlich gezeigt haben, sind für mich nicht wählbar.
Kandidatenkandidaten, die sich immer wieder mal abfällig über das eine oder andere Geschlecht geäußert haben, sowie Kandidatenkandidaten, die, die in unserer Gesellschaft noch vorkommende ungleiche Behandlung von Geschlechtern, wie dem Beelzebub den Teufel, durch Quotenregelungen reglementieren wollen, fallen ebenfalls raus.
Kandidatenkandidaten, die Leute bespucken oder stärkere Stufen der Gewalttätigkeit erklommen haben sind ein NoGo.

⚖ Waagschale für Kandidatenkandidaten


Kandidatenkandidaten sollten von Hause aus zwei Eigenschaften mitbringen:

  • Ihr Gewicht in die Waagschale werfen, wenn es notwendig ist. Auch mal gegen Widerstände, solange es der Gerechtigkeit dient.
  • Sollten auch in der Lage sein, Gegenargumente anzuhören und abzuwägen. Abzuwägen auf einer sachlichen, möglichst faktenorientierter Basis. 

Wir haben genug Leute, die ihr Fähnchen in den Wind hängen, die Wissen und Vernunft durch Glauben ersetzen und sei es der Glaube an $FETISCHDERWAHL, der wie eine Monstranz vor sich hergetragen wird.

Ich möchte Kandidatenkandidaten unterstützen, die auch mal den unbequemen Weg gehen, die darauf achten, daß Minderheiten wahrgenommen werden, ohne Mehrheiten zu ignorieren. Ich möchte Kandidatenkandidaten, die nicht gleich das Entweder oder das Oder nehmen, sondern überlegen, ob es einen dritten Weg gibt, der vielleicht der bessere ist.

Kurzum, ich möchte Kandidatenkandidaten, die eine Haltung haben und abwägen können.


✎ Das Kandidatenkandidat und das Lesen und Schreiben


Die Kandidatenkandidaten sollten in der Lage sein nicht nur große Mengen an auch trockenem Stoff verstehend lesen zu können, sondern ebenfalls fähig und Willens sein, komplexe Probleme auf eine nachvollziehbare Weise in einfachen Worten verstehbar zu gestalten. 

Politik machen heißt dabei nicht mit Worthülsen, die gut klingen um sich zu werfen, sondern zu versuchen, Entscheidungen so zu vermitteln, daß diese nachvollziehbar sind. Dabei muß nicht die Welt erklärt werden, sondern wie man sich die Welt erklärt hat. 


☺ Das Kandidatenkandidat und der Humor


Damit ist nicht gemeint, daß das Kandidatenkandidat einen Brüller nach dem anderen bringen muß. Aber das Kandidatenkandidat sollte dem Leben nicht todernst begegnen. Kandidatenkandidaten, die den Zeitreiseantrag vom letzten Bundesparteitag für fürchterlich gehalten haben, sollten ihre Pläne überdenken.


☠ Das Kandidatenkandidat sollte Pirat sein


Ja, ist das nicht selbstverständlich? Nein. Viele der Kandidatenkandidaten haben die Grundsätze der Piraten nicht verstanden. Nur weil jemand Transparenz oder BGE auf seiner Agenda hat, muß er noch kein Pirat sein. Die FDP und die Linke diskutieren auch das BGE, sind sie deswegen Piraten? Nein.

Ich möchte bei den Kandidatenkandidaten das Gefühl haben, daß sie was verstanden haben, verstanden, warum wir Positionen zum Urheberrecht im Programm haben, warum wir was gegen Astrologen haben, warum "Ich schaue auch das Internet" nicht "Habe Internet verstanden" heißt, warum "Ich erkläre Euch die Welt" nicht funktioniert.

Kurzum, will Kandidatenkandidat Piratenkandidat sein, sollte es Pirat sein.


♲ Das Kandidatenkandidat und die liebe Nachhaltigkeit


Eigentlich ist der Punkt ganz einfach. Ich möchte, daß die Piraten die Gesellschaft ändern. Und zwar zum Besseren. Ein Kandidatenkandidat sollte daher zeigen, daß er im Kopf hat, all sein Handeln und Tun auf Nachhaltigkeit auszurichten.

Mir geht es dabei nicht um den Umweltschutz im Konkreten. 
Mir geht es um nachhaltiges Denken, das sich fragen, was bewirkt meine Entscheidung heute  denn in der Gesellschaft, morgen und übermorgen? 

Ich schrieb es oben schon, ich erwarte, daß ein Kandidatenkandidat das nachhaltig denkt, sich auch Gedanken dazu macht, welche Auswirkungen seine Kandidatur auf seine Umwelt, auf seine Familie, auf seine Freunde, seine Arbeit, seine Zukunft und seine Person haben könnte.


☕ Kandidatenkandidat sollte auch mal genießen können


Warum ist das wichtig, "genießen können"? Ich glaube, nur ein Kandidatenkandidat, der auch mal Arbeit Arbeit und Piraten Piraten sein lassen kann, der auch mal entspannt, wir die Jahre im Bundestag gut durchhalten. Der Job wird stressig genug. Und Zeit für ein Käffchen in Sachsen muß ja wohl erlaubt sein?

Donnerstag, 6. Dezember 2012

Bilanz LVor Teil 1 - Pressearbeit

Meine Motivation ist im Keller.

War ich zum LPT in Olberhau heilfroh mit viel persönlichem Einsatz einen guten Landesvorstand bekommen zu haben, sieht es heute genau andersherum aus.



Saxnpresse


Noch im alten Landesvorstand haben wir versucht die Aufgaben zu definieren, die ein Presseteam leisten sollte, um den Landesverband besser und stärker in der Öffentlichkeit darzustellen.

Nach langer Vorbereitung von Anfang Mai 2012 mit den Anfragen an die Kreisverbände gelang es uns zum Gründungstreffen am 10./12.  August 2012 ein hochmotiviertes Team zusammenzubringen, welches sich neben den Aufgaben, wie Hintergrundgespräche sich selber noch um Erstellung von Pressemitteilungen kümmern wollte.

Der Landesvorstand hatte damals beschlossen, dem Team Pflichten aufzuerlegen, aber auch Rechte einzuräumen, die gewährleisten sollten, daß das Team stabil bleibt und zusammenwachsen konnte. Er hat dabei die Wünsche der Mitglieder berücksichtigt, die beim Gründungstreffen formuliert wurden. Eines der wichtigsten Punkte war, daß das Team ein Vetorecht eingeräumt bekommen hat, wenn neue Mitglieder aufgenommen werden sollten. Auf dem Gründungstreffen wurde darüber gesprochen und vom Seminarleiter, aberr auch vom anwesenden Vorstand darauf hingewiesen, daß stabile Gruppen eine Größe von 10 Mitgliedern nicht übersteigen sollten.

Eigentlich sollte noch ein weiteres RL-Treffen im Vorfeld des Landesparteitages  stattfinden um das Team weiter zu festigen, da der Druck von Innen und von Außen steigen würde. Leider reichte dazu die Zeit nicht mehr.

Das Team hatte dann seine erste Feuertaufe zum Landesparteitag in Olbernhau, wo nicht alles rund lief, aber das Team gute Arbeit geleistet hatte und insgesamt jeder doch mit einer recht hohen Motivation nach Hause ging. Wir hatten es den Freitag zuvor hinbekommen, endlich den Zugang für die Sipgate-Sammelrufnummern zu erhalten und bis auf OTRS und Datenbank für Pressekontakte fehlte nichts mehr.

Leider setzte in den Wochen danach eine unschöne Entwicklung ein in deren Folge ich mich am 27.10. 2012 gezwungen sah, um weiteren Schaden für das Team der Sachsenpresse abzuwenden, meine Mitarbeit dort mit folgender Email  niederzulegen (Zu den genauen Gründen vielleicht später mehr):

Liebe Mitglieder der Saxnpresse, liebe Mitglieder des Landesvorstandes,

nach reiflicher Überlegung und mehrmaligen Drüberschlafen steht mein
Entschluss fest, daß ich mich aus der Saxnpresse komplett zurückziehe.

Es gibt eine Menge von Gründen und ich befürchte, daß ich meine Arbeit
in der Saxnpresse nicht so erledigen könnte, wie ich es von mir selbst
und von anderen erwarten würde, da es mir immer seltener gelingt meine
Motivation hoch zu halten und andere mitzuziehen.

Es war schön zu sehen, daß sich auf dem ersten Treffen der Saxnpresse
ein so gutes Team gefunden hat, welches voller Elan gestartet ist. Und
es schmerzt mich, Euch meine Entscheidung mitzuteilen. Ich habe lange
hin- und her überlegt, ob ich Euch besser verlasse, damit das Team sich
entwickeln kann oder Euch besser noch weiter unterstütze, damit die
ersten Klippen ohne Schotbruch genommen werden können.

In den letzten Wochen nach dem LPT hat es viele unglückliche
Entwicklungen gegeben, die meinen Glauben an diese Partei, diesen
Vorstand und diesen Landesverband stark erschüttert haben. Ich hatte
gedacht, daß mit dem letzten RL-Treffen der Saxnpresse und im Gespräch
mit dem Landesvorstand ein neuer Schub kommt und ich neue Kraft
schöpfen kann. Doch leider sind diese Signale ausgeblieben.

Es ist leider immer noch so, daß von der Saxnpresse an den Vorstand
herangetragene offene Baustellen immer noch nicht bearbeitet sind,
Stichworte: Frage der PM-Freigabe, Wunsch, daß Vorstand mit einer
Stimme spricht, gemeinsames Ticket- und Kalendersystem, System zur
Kontaktpflege, ein definierter Workflow für PMs. Auch die von uns als
Saxnpresse selbst definierten Aufgaben haben wir nur schlecht erledigt,
Hintergrundgespräche fanden kaum statt, ein Telefon-Alarmplan existiert
immer noch nicht.

Statt dem Team zu vertrauen ist der Landesvorstand jetzt mit vier
Mitgliedern dort vertreten, statt auf stichhaltige Argumente aus der
Soziologie zu hören, werden diese mit "persönlicher Erfahrung"
weggewischt, statt fachliche Kenntnisse anzuerkennen, wird mit "jeder
soll doch mitreden" gekontert, statt Entscheidungen (auch unpopuläre)
zu treffen, wird Zuckerwatte verteilt, statt klares Signal des
Aufbruches in der Pressearbeit zu senden, wird auf Vorstandssitzung
alles mögliche behandelt, nur nicht die Baustellen, die geklärt werden
müssten.

Kurzum, ich sehe mich nicht in der Lage unter diesen Voraussetzungen
vertrauensvoll, motiviert und motivierend(!) Pressearbeit für den
Landesverband zu leisten und ziehe mich daher zurück.

Ich bedauere diesen Schritt zutiefst und bitte diejenigen um
Verzeihung, die sich von mir im Stich gelassen fühlen.

Ich wünsche dem Team Saxnpresse und dem Landesvorstand alles Gute.
Da ich in den letzten zwei Wochen mit einigen Mitgliedern der #Saxnpresse gesprochen hatte und seit meinem Rückzug sich leider immer noch wenig getan hat, hatte ich an den Landesvorstand folgenden Antrag gestellt, der heute unbeantwortet abgelehnt wurde.

  1. Wie schätzt der Landesvorstand die Arbeitsfähigkeit des Teams Saxnpresse seit der letzten RL-Sitzung vom 21.10.2012 ein?
  2. Welche Probleme sind nach Einschätzung des Landesvorstandes ursächlich für die brachliegende Pressearbeit?
  3. Wie sieht der konkrete Fahrplan zur Pressearbeit bis zur  Aufstellungsversammlung im Januar 2013 aus?
  4. Inwieweit sieht der Landesvorstand die Pressearbeit mit dem Projekt "Get To Know Your LaVo" vorangetrieben?
  5. Warum waren die letzten Mumble-Sitzungen der Saxnpresse so schwach besucht?
  6. In welchem Rahmen wurden bisher Hintergrundgespräche mit Pressevertretern geführt?
  7. Wieviele Interviewanfragen gab es seit 21.10.2012?
  8. Wieviele Pressemitteilungen gab es? Wieviele hatten reaktiven, wieviele aktiven Charakter? Wieviele dieser sind abgedruckt wurden (so bekannt)?
  9. Wieviele Interviews wurden seit dem 21.10.2012 gegeben?

Stand heute

Stand heute ist:

Die Saxnpresse hat  seit der Neuwahl des Landesvorstandes, seit knapp 75 Tagen Amtszeit
  • immer noch keinen funktionierenden Anschluss an ein Ticketsystem,
  • immer weniger Mitglieder aktiv beim wöchentlichen Mumble
  • keine Hintergrundgespräche geführt
  • Pressemitteilungen weiterhin nur reaktiv und nicht themensetzend veröffentlicht
  • den Telefonalarmplan immer noch nicht umgesetzt
  • den Auftrag sich um interne Werbeplattform "Get To Know Your LaVo" für Vorstand zu kümmern
  • noch keinen vernünftigen Kontaktaufbau mit Pressevertretern betrieben
  • keine klaren Qualitätskriterien für Pressemiteilungen
  • nicht an Bundespresseschulung teilgenommen (obwohl Termin bekannt war)
Mich macht das traurig, weil ich die Mitglieder der Saxnpresse als hochengagiert und hochmotiviert kennenlernen durfte. Das ich mich dann über einen Landesvorstand ärgere, der es schafft, ein werdendes Team in kürzester Zeit zu zerlegen und dann nicht in der Lage ist, diese Entwicklung zu erkennen und gegenzusteuern, sollte keinen verwundern.

Eine Bilanz, die ich ungern ziehen wollte.

Quellen: 

Nachtrag vom 2013-02-02


In der Sitzung des Landesvorstandes vom 2013-01-23 behauptete lt. Protokoll Florian A. Unterburger folgendes:

"nach 4 Monaten haben wir immer noch nicht den Presseverteiler erhalten, das geht so einfach nicht." und bezog sich wohl dabei auf mich. Leider hat es Florian A. Unterburger es nicht für nötig erachtet sich vorher mit allen Mitgliedern der Saxnpresse kurzzuschliessen und sich vor so einer öffentlichen und nachweislich falschen Aussagezu informieren.

Ich stelle hierzu fest:

Ich hatte den Presseverteiler bereits am 17.10. 2012 übergeben (an Phlo). Der ThomasL. von der Saxnpresse hatte mich zur AV Claußnitz gebeten ihm diesen Verteiler nochmal zuzusenden, was ich am 20. Januar 2013 erledigt habe. Die Verzögerungen seit dem LPT Olbernhau bis zum Oktober 2012 sind nicht mir anzulasten, es lagen bis dato keine Datenschutzerklärungen vor. Und ich verschicke keine sensiblen Kontaktdaten ungeschützt wild durch die Gegend.

Da jetzt von allen möglichen Leuten diese Behauptung von Florian A. Unterburger weitergetragen wurden, sehe ich mich gezwungen, diesen Nachtrag zu veröffentlichen.
Im Übrigen gab es bisher keine offizielle Entschuldigung für diese Falschdarstellung durch den Landesvorstand. :(

Auch noch ein Weg Aktive zu demotivieren.

Montag, 26. November 2012

Nur Knöpfchen drücken reicht nicht

Vorwort


Während und auch nach dem Bundesparteitag der Piraten in Bochum poppte immer wieder die Idee der ständigen Mitgliederversammlung (SMV) auf.

Oberflächlich betrachtet ist die Versuchung groß mit Hilfe der SMV das zähe Vorankommen auf dem Bundesparteitag irgendwie zu beschleunigen und mehr inhaltliche Positionen zu erarbeiten.

Doch ein Ersatz für einen Bundesparteitag ist die SMV nicht. Denn der Bundesparteitag hat mehrere entscheidende Vorteile.

Bundesparteitag als Sozialisationsevent


Zum Bundesparteitag reisen die meisten Piraten in Gruppen an, lernen sich kennen, tauschen sich dabei aus, reden, debattieren, spinnen. Auf dem Bundesparteitag trifft man alte Bekannte, organisiert sich, findet Gleichgesinnte, ordnet Gesichtern den Namen der AGs zu, sieht sich, tauscht sich aus, leidet zusammen, und jubelt zusammen.

Bundesparteitag als Deadline


Der Bundesparteitagstermin steht in aller Regel Monate im voraus fest.  Jede AG, jeder einzelne Pirat kann sich auf dieses singuläre Ereignis vorbereiten. Man hat ein klares Zwischenziel, Anträge müssen fertig werden, Reiseplanung getätigt, das Fieber steigt mit jedem Tag. Kurzum, die verschiedenen Ströme laufen an dem Punkt zusammen.

Probleme der letzten Bundesparteitage


Es gibt IMHO drei Hauptprobleme. Ich versuche mögliche Lösungen aufzuzeigen, die *unabhängig* von einem technischen Werkzeug sind. Wir haben ein Prozeßproblem, oder auch soziales Problem, was wir nicht durch Technik erschlagen können.

Inhaltliche Vorbereitung auf Anträge

Das ist zur Zeit ein echtes Problem. Es gab zwar über 800 Anträge, aber wenn das Antragsbuch alleine 2400 Seiten hat, mag man sich da gar nicht durchquälen.

Wenn wir als Piraten also gut vorbereitet sein wollen, müssen wir an einer der folgenden Stellschrauben drehen:

  1. Anzahl der Anträge reduzieren, zB. über Qualitätskriterien oder Quoren
  2. Tagesordnung (TO) steht deutlich im Voraus fest, Einziehung einer TO-Deadline
  3. deterministischere Parteitage, TO-Änderungen unterbinden
  4. Themenbezogene Vorbereitung (zB. thematische Parteitage)

Qualität der Anträge


Die Qualität der Anträge war durchwachsen. Hier sehe ich folgende Stellschrauben, die Qualität zukünftig höher zu bekommen:

  1. formale Qualitätskriterien, wie Anzahl Antragsteller, klare Benennung, was geändert werden soll, Abstrakt, Pro- und Contraargumente usw.
  2. Einführung von Quoren, zum Beispiel Mindestzahl an Antragstellern, Unterstützern
  3. Erarbeitung im Diskussionsprozess ähnlich dem der Wissenschaft im Vorfeld

GO-Schlachten


Unsere Partei besteht aus vielen Mitgliedern, die mit Herzblut dabei sind und aus dem Hackermileu stammen. Es ist nur natürlich, daß versucht wird die Geschäftsordnung (GO) auszuhebeln. Und sei es nur, um zu zeigen, wie unheimlich schlecht so ein Bundesparteitag skaliert (Oh, ein Seitenhieb!)


  1. GO-Anträge zu TO/GO-Änderung auf fixe Zeiten setzen, zum Beispiel halbstündlich
  2. Quoren hochziehen um eine TO oder die GO zu ändern
  3. Bewußtmachung der Kosten pro Antrag, zB. durch fortlaufend auf Beamer eingeblendete Kostenuhr. Statt Zeit anzuzeigen, Redekosten anzeigen, Spiel daraus machen.

Warum Bundesparteitage keine monetäre Hürde darstellen müssen


Im Zusammenhang mit SMV höre ich immer wieder das Argument, daß Bundesparteitage für viele Mitglieder viel zu teuer sind und SMV keine Hürden hätte.

Dies sehe ich anders. Beim vorletzten Bundesparteitag sind wir zu fünft mit dem Auto von Leipzig nach Offenbach gefahren. Wir haben usn Essen mitgenommen, durften dank der guten Orga in einem Stadtteilzentrum im Warmen schlafen und hatten Spaß dabei. Alles in allem hatte jeder von uns die 2 Tage BPT für knapp 40€ hinbekommen.

Diese Erfahrung, daß man kostengünstig in Hallen, auf Couchs vor Ort ansässiger Piraten, oder in angemieteten Wohnungen in größerer Gruppe übernachten konnte, habe ich auf fast allen der vergangenen Parteitage erlebt. Selbst der Rum wurde einem immer aufgedrängelt. :)

tl;dr


Nervige Parteitage sind nervig, aber es gibt Wege, wenn man Probleme analysiert. Parteitage sind wichtig, da sie viele Funktionen erfüllen. SMV ist kein Allheilmittel.



Samstag, 17. November 2012

Ja, wo laufen sie denn?

Nach langer Zeit komm ich endlich wieder dazu einen Blogbeitrag zu veröffentlichen. Und es hat mich schon lange gewurmt und deswegen heute die Frage an Euch, liebe Sächsische Piraten:


Ja, wo laufen sie denn?


Was ist gemeint?

Schaut Euch dieses Foto an und sagt mir, wer von Euch, insbesondere von den aktuellen Kandidatenkandidaten für die Bundestagsliste, sich mit diesen Punkten auseinandergesetzt hat?




Ich erlebe es leider immer wieder (gerade in den letzten Monaten), daß Mitglieder piratige  Begriffe (er hat 'piratig' gesagt!) nicht verstehen. Im folgenden ein paar Denkanstöße:

Denk! Selbst!


Nun, wer von uns macht sich einen Kopf? Jetzt mal ganz im Ernst!

Denken ist anstrengend! Und Denken ist der schwere, der harte Weg!
Beim Selberdenken hechelt man nicht anderen Leuten hinterher.
Da hinterfragt man Positionen anderer, aber auch seine eigenen.

Und warum Denk! Selbst! zwei Ausrufezeichen hat, wird Euch jetzt klar?!

PS.: Der Slogan ist 2009 entstanden als Reaktion darauf, daß Leute unreflektiert Parteien hinterherlaufen, die Ihnen mal die Welt erklären.

Copy! Remix! Share!


Was heißt denn das? Bedeutet dieser Slogan, copy'n'paste auf Teufel komm raus um Zeugs zu übernehmen, weil es gut klingt? Damit ich mir keinen Kopf machen muß?

Nein. Copy! Remix! Share! hat seinen Ursprung in der Kultur und in der Wissenschaft. Ich kopiere und teile damit mein Wissen, meine Schätze, damit andere darauf aufbauen können. Ich kopiere und teile mein Wissen, meine Informationen, damit andere darüber diskutieren können. Ich teile mein Wissen, meinen Kenntnisstand, damit andere mit mir kommunizieren. Ich teile mein Wissen, damit wir gemeinsam weiterkommen. Damit etwas Neues entsteht.

Damit die Welt ein Stückchen besser wird!

PS.: Google mal nach "Copy Remix Share" ;) 


Freies Wissen

Was heißt denn das? Nichts anderes, als daß dieses Wissen frei zirkulieren kann. Freies Wissen ist herrschaftsfreies Wissen, Wissen, welches uns alle voranbringt. Wissen, um eine Utopie wahr werden zu lassen.

Freies Wissen bedeutet aber auch Gesicherte Erkenntnisse! Nicht unter freies Wissen fallen Gerüchte, Esoterik, Vermutungen. Auch wenn Meinungen wichtig sind, sie fallen ebenfalls nicht darunter.

PS.: Stichworte sind: OpenKnowledge, OpenAccess, OpenSource, FreieSoftware, FreieHardware, OpenData


Freie Kultur

Auch hier, wir haben uns im Laufe der Menschheitsgeschichte Kulturtechniken und Kulturwerte angeeignet, die uns als Menschen ausmachen. Diese Werte und Techniken werden von Generation zu Generation weitergegeben und bilden einen Schatz. Und dieser Schatz gerät unter die Mühlen der Kommerzialisierung verloren zu gehen.

Das hängt damit zusammen, daß wir immer schneller, immer mehr unsere Kulturtechniken aber auch Kulturwerte ins virtuelle verlagern (Videokunst, Computerspiele, elektornische Dokumente), welches an sich noch nicht problematisch wäre. Zugleich aber durch die immer stärkere Ausdehnung der Kommerzialisierung von Kultur und der einseitigen Verlagerung der Gesellschaftsverträge hin zum langfristigen, vermeintlichen Schutz der Urheber (gemeint sind in Wahrheit die kommerziellen Verwerter) einen starken Kulturverlust erleben.

Freie Kultur ist also ein Umgang mit Kulturtechniken und Kulturwerten, der bewußt der kommerziellen Verwertung dieser entgegensteht oder diese zumindest so stark einschränkt, daß nachfolgende Generationen diesen Kulturschatz heben können.

PS.: Creative Commons ist ein Stichwort was hier fällt. Es zählen hierzu aber auch freie Lehrmittel, Gutenberg Project, Archive.org, Wikipedia, ...

tl;dr

  • Denken ist anstrengend, aber notwendig. Es gibt keinen leichten Weg.
  • Kopieren ist gut, wenn man es bewußt tut. Teilen ist noch viel besser.
  • Freies Wissen bringt uns alle weiter. 
  • Und Freie Kultur heißt nachfolgenden Generationen einen Schatz zu hinterlassen!
PS.: tl;dr steht für "Für die Eiligen unter Euch zusammengefasst!"