Montag, 26. August 2013

Hürdenlauf Politisch aktiv sein – Hürde Hyperaktivität

By Eckhard Pecher (Arcimboldo) (Own work)
[CC-BY-2.5  (http://creativecommons.org/licenses/by/2.5 )],
 via Wikimedia Commons

Politisch desinteressiert? Oder zu hohe Mauern?


Die letzten beiden Beiträge »Hürde fehlende Information« und »Hürde Kommunikationsoverload« beschreiben bereits einige der Hürden, die einen politisch-interessierten Menschen vom politisch aktiv werden abschrecken können. Doch es gibt noch eine weitere Hürde, die sich Organisationen bewußt machen sollten.

Hürde Hyperaktivität

Wenn man den Schritt zum Aktivisten gemacht hat, so fällt es vielen sehr schwer gleichzeitig eine innere Distanz zum Aktivismus zu halten. Das ist verständlich, denn wenn ich mich für eine Sache nicht nur interessiere, sondern merke, daß wenn ich mich für diese Sache einsetze, ich auch etwas bewirken kann, fange ich an dafür zu brennen.

Dieses "für etwas brennen" ist ein sehr hoher Motivationsfaktor. Jede Bewegung, jede Organisation sollte froh sein, wenn sie Mitglieder hat, die für ihre Sache brennen.

Wenn ich für etwas brenne, dann entfessele ich eine Energie, die alles andere verblassen lässt. Ich achte dann nicht darauf, was mich mein Engagement für Zeit kostet, nicht, wieviele Nächte ich mir damit um die Ohren schlage. Ich vergesse, welche Kraft ich aufwenden mußte. Welche Rückschläge ich eingesteckt habe. Ich vergesse die Mühen. Nur das Ziel und der Weg dorthin ist wichtig.

Doch diesen "brennen" hat auch eine Kehrseite. Wenn weder ich, noch meine Umgebung darauf achtet, schlägt "Brennen" in "Verbrennen" um. Wenn ich nicht lerne, "Nein" zu sagen, bürde ich mir mehr und mehr Arbeit auf.
Und aus meinem eigenen Anspruch erwächst dann eine Bürde, die ich eines Tages nicht mehr tragen kann.
Auch für eine Organisation ist das schädlich, da kein Nachwuchs herangeführt wird, der bei einem Ausfall von mir einspringen kann.

Wenn man sich die Piratenpartei ansieht, so konnte man gerade in den Jahren 2011-2013 sehr viele ehemals hochaktive Mitglieder sehen, die förmlich verbrannt sind. Ein befreundeter Pirat sagte einmal: "Die Piratenpartei ist wie ein Vampir, sie saugt dir das Blut bis zum letzten Tropfen leer und spuckt Dich dann aus".

So eine Entwicklung muß nicht sein, und es ist meines Erachtens neben jedem einzelnen selbst, die besondere Verantwortung von Vorständen und prominenten Vertretern, auf Symptome des Ausbrennes zu achten und vorzubeugen.

Warum habe ich diesen Beitrag "Hürde Hyperaktivität" genannt? Wenn eine Organisation nach außen ein Bild von über alle Maßen aktiven Mitgliedern abgibt, dann wirkt das auf den, der erst einmal einsteigen will, abschreckend. Er stellt sich die Frage "kann ich das alles leisten?" und "Woher nehmen die die Energie?".
Auf den zweiten Blick ergibt sich dann auch die Frage "Warum sind die alle so über alle Maßen aktiv, gibt es dort keine Struktur, keinen Plan?".
Und auf den dritten Blick die Frage "Was passiert, wenn ich das nicht (mehr) kann?".

Wenn Mitglieder einer Bewegung oder Organisation sich für ein Thema begeistern und gar dafür brennen ist das erst einmal hervorragend. Solche sozialen Gefüge sind äußerst schlagkräftig und können andere Menschen mitreißen.

Wenn aber das Bewußtsein dafür fehlt, daß man auch verbrennen kann, so kann diese Hyperaktivität ganz schnell zum Exodus der Organisation führen, da Nachwuchs nicht mehr herangeführt werden kann und keine Kraft mehr vorhanden ist, temporäre Motivationstiefs zu überbrücken.

Sinnvoll ist es, wenn insgesamt eine langfristige Planung von Aktivitäten stattfindet. Dabei sollte darauf geachtet werden, daß die Arbeit bewußt auf mehrere Schultern verteilt wird. Um sich selbst zu schützen, hat es sich bewährt, seine Aktivitäten auf einen vorher festgelegten Stundenanteil pro Woche zu beschränken und dies über das Führen eines Kalenders/Tagebuchs zu kontrollieren.

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