Freitag, 25. April 2014

Ach, Connewitzer!

Quelle: Wikipedia, CC3.0 sharealike, Martin Geisler
Der Beitrag war ursprünglich als Kommentar unter einem Artikel des Kreuzers geplant, landete aber aus Gründen hier.

Seit Wochen berichten verschiedene Medien der Stadt über die Aufregung, die der Umzug der Polizeistation in die Wiedebach-Passage in Connewitz mit sich brachte.

Ich kenne Connewitz und Umgebung nun schon seit mehr als 10 Jahren, ich habe hier studiert, meine Kinder gehen hier zur Schule, Wehwehchen lasse ich hier verarzten, mit Freunden und Bekannten bin ich hier sehr oft unterwegs.

Und all die Jahre, die Connewitz mich in meinem Leben begleitet, hör(t)e ich immer wieder die gleichen Diskussionen.

Doch was ist den Connewitzern wichtig?


Das sind auf der einen Seite die Bewohner,
  • die Connewitz wegen seiner Nähe zum Auenwald lieben, 
  • die die vielfältigen, kleinen Läden schätzen, 
  • die das große Kulturangebot nutzen, 
  • die sich hübsch eingerichtet haben, 
  • die sich aber auch über zerschmissene Schaufenster am Kreuz ärgern, 
  • die es leid sind, wenn Häuserwände beschmiert oder mit Teerbeuteln beworfen werden, 
  • die es nicht so toll finden, wenn sie durch einen Pulk von Biertrinkern laufen müssen,
  • die von freilaufenden Hunden überrascht werden,
  • die die schönen Altbauwohnungen schätzen,
  • die Familie gegründet haben.

Und auf der anderen Seite die Bewohner,
  • die Connewitz wegen seiner Toleranz schätzen,
  • die sich mit Gleichgesinnten auf ein Bierchen treffen,
  • die frei sein dürfen und dies auch ihren Hunden zeigen wollen,
  • die die billigen Wohnungen lieben,
  • die gerne Fahrrad fahren, 
  • die hier gegen den Kommerz kämpfen,
  • die die Parties lieben,
  • die ungestört ihr Ding machen wollen,
  • die gegen das System sind,
  • die Nazis hassen,
  • die ihre kreative Nische gefunden haben.
Die Bewohner wollen das gleiche (hier in Ruhe leben) und kommen doch nicht zueinander.

Das jetzt die Polizei in den Wiedebachplatz gezogen ist, finden die einen vernünftig, da es nicht sein kann, daß dort ein "rechtsfreier Raum" geduldet wird, die anderen halten dies für einen Affront, da damit ja "Connewitz kriminalisiert" würde.

Ich halte beide Aussagen für überzogen. Meiner Erfahrung nach wollen Polizisten keinen Stress, und mit dem Umzug ist es ja nicht so, daß auf einmal dort eine Kaserne entstanden wäre. Im Gegenteil. Wenn es durch die Vor-Ort-Präsenz der Polizei und durch das respektvolle Miteinander aller Beteiligten möglich wäre, gegenseitig Ressentiments abzubauen wäre dies mittelfristig ein sehr gutes Argument den Abbau der Überwachungskameras am Connewitzer Kreuz zu forcieren.


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