Dienstag, 12. Juli 2016

Die Piraten sind schuld…

Piraten als Nährboden für Legida?


Heute hatte ich in einem längeren Gespräch mit einem befreundeten Politiker die Thesen vernommen, die Piraten hätten zwei Dinge bewirkt.

Zum einen hätten sie durch ihre Kommunikationskultur den Nährboden dafür bereitet, dass jeder (besorgte) Bürger seine (haßerfüllten) Ergüsse ins Netz kippen kann. Zum anderen, dass politische Prozesse des Aushandelns hinter verschlossenen Türen zugunsten einer falsch verstandenen Transparenz aufgegeben werden müssen.
 

Politische Prozesse sichtbar gemacht


Wahr ist, dass die Piraten politische Prozesse sichtbar gemacht haben, in dem sie öffentlich über Beteiligte, Ideen und Zwischenstände (zum teil heftig) debattierten. Daraus ist aber nicht den Piraten der Vorwurf zu machen, sondern den anderen Parteien, weil es ihnen nicht gelungen ist, mit der neuen Transparenz und dem neuen Beteiligungswunsch der Bevölkerung umzugehen. Wenn man so will, könnte man den Piraten vorhalten, sie haben das Land aufgerüttelt politischer zu werden, hätten zwar die Geister gerufen, aber nicht gebannt.
 

Politisch unangepaßt


Wahr ist auch, dass die Piraten sich nicht an die bestehende politische Kultur gehalten haben, dass sie in direkter Art und Weise und oft ohne Rücksicht auf Befindlichkeiten der jeweiligen politischen Gegner gepoltert haben. Das dies nicht jedem gefiel ist klar, doch dadurch wurde Politik wieder spannend, verkrustete Rituale hinterfragt und Forderungen nach Transparenz erst durchsetzbar.


Politisch unerfahren


Genauso wahr ist auch die in aller Öffentlichkeit und mit fairen und öfter noch unfairen, ins persönlich gehenden Mitteln geführte innerparteiliche Auseinandersetzung um die Richtungs- und damit verbundene Machtfrage. Doch ist diese nicht Ursache  der aktuell durch (besorgte) Bürger ins Netz gekübelten Hassergüsse, noch qualitativ mit diesen vergleichbar.

Hier zeigte sich zum einen eher frühzeitig die mit dem Wachstum des Internet einhergehende Veränderung in der Kommunikation, für die wir gesellschaftlich noch keine verbindlich akzeptierten Regeln entwickelt haben. Und zum anderen die politische Unerfahrenheit, ja teilweise auch Ohnmacht, mit Konflikten innerhalb der Partei mit verschiedenen politischen Strömungen und widerstreitenden Interessen umzugehen. Die Ursache lag hier in dem exorbitantem Wachstum nach der gehypten Berlinwahl und der fehlenden wertebasierten ntegration der neuen Mitglieder.

Vermächtnis oder Verpflichtung


Alles in allem, ja, die Piraten haben Veränderungen bewirkt. Transparenz, Politikinteresse und intensive Netznutzung sind deren bisheriges Vermächtnis.

Aus diesem heraus gilt es Visionen und praktische Hilfen zu erschaffen, mit der neuen Freiheit zum Wohle der Gesellschaft  umzugehen. Die Piraten werden da allen Unkenrufen zumtrotz sich weiterhin einbringen. Und das ist angesichts der aktuellen Parteienlandschaft auch ganz gut so.