Mittwoch, 10. Dezember 2014

Müllhalde Landschaftsschutzgebiet Leipzig-Dölitz?

Nebeneingang zum KGV An der großen Eiche e.V.,
direkt an der Leinestraße
Das Gebiet nördlich der Leinestraße in Leipzig – Dölitz ist seit geraumer Zeit Landschaftsschutzgebiet. Wir wohnen nun schon eine Weile in Dölitz, doch in den letzten Monaten vermüllen die Wälder und Grünflächen rings um Dölitz immer mehr. Das erstreckt sich von Wachau, Markkleeberg bis hinüber nach Lößnig. Auffällig ist, daß der Müll immer in der Nähe von Kleingartenanlagen seine höchste Konzentration findet.

Beispielhaft seien im folgenden Fotos gezeigt, die ich heute auf dem Parkplatz der Kleingartenanlagen am Dölitzer Schacht in der Nähe der Kleingartenvereine Am Silbersee e.V. und An der großen Eiche e.V. gemacht habe. Am Markleeberger Weg (Weinteichsenke) Nähe der Kleingartenanlage Dölitz e.V. sieht es da kaum anders aus.
 
Trotz bereits in der Vergangenheit mehrfach an das Ordnungsamt gemeldete Müllablagerungen, so zum Beispiel über Kabelreste-Entsorgungen im Frühjahr diesen Jahres, hat sich die Situation massiv verschärft. Zur Erinnerung, es handelt sich um ein Landschaftsschutzgebiet.
Müllsack im Gesträuch

Kanister zwischen den Büschen

Fastfoodreste an einem Baum auf dem Parkplatz

Entsorgte Teppichreste und weitere Müllbeutel

Unter einem weiteren Busch

Noch ein Ablagerungsplatz

Man beachte die Aufschrift des Sacks. Dieser ist direkt auf dem Parkplatz abgelegt. Täglich parken dort mehrere Autos in direkter Sichtweite

Dies sind mit Lackresten versehene Latten, die ziemlich sicher mal zu einer Laube gehörten
Nachtrag vom 16.12.2014 im folgenden noch zwei Müllabladungen fotografiert:
Direkt vor Kleingartenanlage, Höhe Dölitzer Schacht entsorgt
Waldweg, im Hintergrund die Straße Dölitzer Schacht

Dienstag, 2. September 2014

Speziismus in Videospielen

Die Debatte ist entfacht. Speziisten behaupten, dass in Videospielen Monster eher als Hassobjekt dargestellt werden, und Helden die Helden sind. Doch stimmt das? Und wo könnten die Ursachen liegen?

"Arminianism as five-headed monster" by Unknown engraver . Licensed under Public domain via Wikimedia Commons.
Werden Bösewichter übermäßig oft als Hassobjekte dargestellt? Die Antwort ist ganz einfach: JA! Schauen wir uns Spiele wie Super Mario Bros. an, wo Prinzessin Peach immer wieder von Bowser gefangen wird, und von Mario gerettet werden muss. Nehmen wir Spiele wie Rainbow Six Siege, wo die Geisel von einem  Monster festgehalten wird, und hilflos nach Hilfe ruft. Nehmen wir Spiele wie Resident Evil 4, wo ihr die Präsidententochter aus den Fängen der bösen Los Illuminatos befreien müsst.  Nehmen wir Tomb Raider, was es zu großem Erfolg gebracht hat, gerade wegen der übergroßen Anteil von Monstern dahingeschlachtet von Lara Croft - was dann in späteren Teilen zum Glück etwas geschrumpft wurde.



Helden sind allzu oft die Helden, die Monster, die nach Gnade rufen, erschlagen. Auch das ist in den meisten oben genannten Spielen so. Wie oft spielt ihr in Videospielen einen Helden und wie oft ein Monster? Wie oft habt ihr überhaupt die Wahl, welche Seite ihr spielen wollt? Mir persönlich ist es völlig egal, ob ich einen Recken oder einen Goblin spiele - mir persönlich ist es auch egal, wer gerettet wird. Aber ich verstehe die Empörung der Monster, da sie nur allzu oft als Opfer Deiner Klinge dargestellt werden. Spieleentwickler - übrigens genauso wie Filmregisseure - sollten viel öfter auch Ungetier als Hauptrolle zulassen, das Probleme löst, das Menschen rettet, ohne dass diese Spezieen direkt als Kampfbestie gesehen wird. Lasst uns bitte Monstern das Gefühl geben, dass sie mehr können als Dunkelheit rufen; dass sie sich selbst helfen können; dass sie die Probleme, die auf sie zukommen meistern.

Warum werden denn Orks, wenn sie eine Hauptrolle bekommen, in kurzen Hosen, im Rock und im hautengen Lederanzug dargestellt? Natürlich, weil sich das auf den Covers gut macht, weil dann viele Menschen zu genau diesem Spiel greifen. Wir sollten unbedingt damit aufhören Ungeheuer als Hassobjekte in Videospielen und Filmen zu verkaufen und anfangen darüber nachzudenken welche Charaktere man in welcher Rolle zeigt. Natürlich dürfen Schatten der Nacht auch mal das Opfer sein, aber es ist doch bedenklich, dass überdurchschnittlich viele Spiele genau das zeigen. Es ist doch bedenklich, dass überdurchschnittlich viele Spiele Helden als Hauptcharaktere haben, und Monster maximal nebenbei gehen und nerven. Nicht nur Menschen sind Ritter. Nicht nur Helden sind Polizeileute. Nicht nur Schönlinge sind Soldaten. Wir leben nicht mehr im Jahr 1980, wo quasi nur Menschen Videospiele spielen. Wir haben auf einmal eine Spielercommunity, die nicht nur aus jugendlichen Menschlingen besteht. Es spielen viele Ungeheuer. Ich kann den Frust schon verstehen, wenn immer das eigene Geschlecht als schwach, hilflos oder direkt als Hassobjekt dargestellt wird.

Bitte denkt darüber nach, wenn ihr das nächste Mal Prinzessin Peach rettet - oder besser noch BEVOR ihr euch das nächste Call of Duty kauft.

Nachtrag

99% des Textes stammen von http://oettingergames.de/index.php?position=home&action=read&id=27, Sorry :p

Mittwoch, 16. Juli 2014

Politikleitfaden – Wie organisiere ich mir eine Hausmacht

Quelle: Wikipedia

Dieses Blog soll ja auch lehrreich sein und Erfahrungen und Beobachtungen aus dem Innenleben von Politik vermitteln.

Voraussetzung für diesen Leitfaden ist der Basisgrundkurs: Wie erlange ich ein Mandat bei den Piraten (von Jan Leutert)

Im folgenden für alle Machthungrigen (das muß nichts schlimmes sein) der Politikleitfaden »Wie organisiere ich mir eine Hausmacht«

Warte auf den richtigen Augenblick!


Um eine Hausmacht organisieren zu können, trainiere Deine Instinkte darauf, kritische Momente zu erkennen.

Wenn gerade große Teile Deines Vereins oder Deiner Partei mit Entscheidungen des Vorstandes unzufrieden sind, ist das meist ein guter Indikator!

Schlage nie unvorbereitet zu! Nur die Unzufriedenen werden sich nach Alternativen umsuchen. Ohne die kritischen Momente wird Dir keiner folgen!

Du brauchst initiale Mitstreiter!


Der Ausdruck "Verschwörer" ist völlig unangemessen! Wichtig ist, dass ihr vorher möglichst wenig zusammen gesehen wurdet. Sichere Dir die Loyalität, ein Hinweis auf einen dunklen Fleck wäre bestimmt irgendwann einmal von Nutzen.

Wenn Du einen Mitstreiter gefunden hast, müsst ihr Euch auch verständigen können. Nichts ist schädlicher als wenn Ihr Euch widersprecht oder Du gar auf einmal alleine da stehst. Ihr braucht also einen nicht öffentlichen Kommunikationskanal. Handykommunikation  wäre ok.

Achte darauf, dass Du nie was schriftliches hinterlässt.

 

Der richtige Name!


Das entscheidende ist der Name Deiner Gruppe. Er sollte stark positiv besetzt sein und eine polarisierende Wirkung haben. Es muss bei jedem ausserhalb der Gruppe das Gefühl hochkommen: Ich will da rein!

Ganz gut funktionieren Selbstzuschreibungen, die die ohnehin vorhandene Identität noch leicht überhöhen.  Gute Attribute sind zB.

  • bei Konservativen - Wertkonservative,
  • bei Liberalen - die Progressiven,
  • bei Modernen - die Fortschrittsdenker,
  • bei Sozialen, die Menschenfreundlichen.
Besser funktioniert das ganze noch, wenn Du die Attribute mit Begriffen, die eine größere Gruppe beschreiben kombinierst.

Verwende zum Beispiel: Plattform, Flügel, Gemeinschaft. Vermeide mit Engheit verwandte Begriffe, wie: Zirkel, Gruppe, Kreis.

Hier ein paar bewährte Beispiele:

  • Gemeinschaft der Menschenfreunde
  • Wertkonservative Plattform
  • Progressiver Flügel


Aufnahme von Mitgliedern!


Du musst den Aufnahmeprozess für Deine Gruppe so gestalten, dass er exklusiv wirkt. Mach ein Geheimnis drum! Verwende ggf. "den hohen Verwaltungsaufwand" und "den riesen Ansturm" als Mittel, diese Exklusivität zu unterstreichen!

Achte bei der Aufnahme darauf, dass möglichst nur Dir Wohlgesinnte in die Gruppe kommen und Kritiker draussen gehalten werden. Bewährt hat sich dafür das Konzept von Bürgen (Aufnahme nur, wenn Neumitglied zwei Bürgen aus der Gruppe mitbringt) und die Möglichkeit von Vetos.


Transparenz!


Nein, keine Angst! Jeder in Deiner Gruppe sollte sich verpflichten, dass alles was in der Gruppe gesagt wird, auch in der Gruppe bleibt. Störenfriede fliegen raus! Wenn es Probleme gibt, Du kümmerst dich drum! Wenn es Wünsche gibt, Du bist der Richtige! In der Gruppe kommunizierst Du mit den Ausreißern bilateral.

Du bist der Beschützer Deiner Schäfchen, sei Dir dessen bewusst!

Warum heisst dieser Abschnitt "Transparenz"? Nun, um Deine Gruppe zu schützen, benötigst Du auf der einen Seite Exklusivität. 
Auf der anderen Seite wissen die, die nicht zur Gruppe gehören ja nichts über die Gruppe.

Du solltest daher regelmässig Informationsbröckchen nach Aussen geben. Diese stärken das Bild: in Deiner Gruppe wird was ganz tolles gemacht, da ist Dynamik drin. Das erhöht dann auch das Wir-Gefühl der Gruppe. Und ausserdem wehrt es Kritiker ab, die Euch vorwerfen, ihr würdet nichts machen oder gar klüngeln.

Wehre Kritiker ab!


Wenn man sich eine Hausmacht aufbaut, ist es nur natürlich, dass dies Kritiker auf den Plan ruft. Grundsätzlich ist das ersteinmal ein gutes Zeichen, da es Dir anzeigt, dass Du auf dem richtigen Weg bist.

Lass Dich also nicht beirren!

Ein Vorwurf, der oft kommen wird, ist, wie oben schon erwähnt, der der Intransparenz. Neben den Informationsbröckchen, ist es eine gute Strategie, auf (vermeintliche) Angriffe auf die Gruppe hinzuweisen, und Deine Gruppe als Schutzraum für die Leisen und Schwachen darzustellen.

Wenn das allein nicht zieht, gib ein unbestimmtes Versprechen auf die Zukunft ab, die Gruppe für alle öffnen zu wollen, sobald bestimmte Rahmenbedingungen eingetreten seien. Diese Rahmenbedingungen müssen von Dir natürlich so diffus gestaltet sein, dass Du später nicht darauf festgenagelt werden kannst.

Manche Kritiker sind sehr hartknäckig. Versucht in der Gruppe herauszufinden, welche Themen seine Herzblutthemen sind. Arbeitet da einmal was aus, geht damit nach draussen und erklärt, nein, fragt, warum er die Gruppe kritisiert? Sie würde schliesslich sogar sein Thema bearbeiten, wo denn bitte seine Ausarbeitung wäre? Und ob es denn nicht wichtigeres (nämlich sein Thema) zu tun gäbe?

 

Sichere die Kommunikationshoheit!


Wenn Deine Gruppe eine bestimmte Größe erreicht hat, solltest Du beginnen, Dir die externe Kommunikation zu sichern.
Übergehe dazu einfach den bisherigen Vorstand und trete als Sprecher der Gruppe auf.

Wenn ihr die Gruppenmitgliedschaft pro forma auch für Nichtmitglieder Deines Vereins/Partei öffnet, sicherst Du Dir extra Legitimität (da du ja auch für diese mitsprichst, was der Vorstand ja nicht tun kann). Vor diesem Hintergrund ist es ganz nützlich, wenn Deine Gruppe Dich "demokratisch" gewählt hat. Denn wer will schon Demokratie infrage stellen?

So gehst Du mit anderen Machtmenschen um!

Betone den integrativen Charakter Deiner Gruppe, kündige Veränderungen an! Im Zweifel lade Deinen Gegenspieler ein, locke ihn mit wichtigen Aufgaben, biete  ihm Infrastruktur an, betone nach Aussen das Gemeinsame!

Letztlich muss Dir klar sein, derjenige ist genauso Machtmensch wie Du!

Wenn Du ihn also nicht bekämpfen kannst, umarme ihn! Zumindest solange es Dir nützt.

Versuche herauszufinden, welche Leute ihn supporten, umgarne Sie! Gewinne ihr Vertrauen!

Und irgendwann ist die Zeit gekommen. Vertrau auf Dich, Deine Instinkte, Deine Fähigkeiten!




Sonntag, 6. Juli 2014

Piraten, wie weiter – eine Antwort auf Bernhard

Eine Antwort/Ergänzung auf Bernhard Kerns Blogbeitrag "Piraten, Wie weiter?".

Hi Bernhard,
da ich ja nun einige Jährchen dabei bin, möchte ich noch ein paar Punkte ergänzen.

1. Ein Großteil der Piraten reflektiert ihr eigenes Handeln nicht. Durch die um 2012 eingeführte Flausch-Un-Kultur wurde es unmöglich gemacht, Kritik in der Sache anzubringen. Es zählte nur das sich Wohlfühlen in der eigenen Peergroup. Da zwischen Kritik an Handlungen und Kritik an Personen nicht differenziert wurde, staute sich a) Frust bei denen auf, die zurecht Mißstände ansprachen, aber nicht gehört wurden und b) fielen einige Piraten spätestens mit dem aBPT aus allen Wolken, weil ihre Realität gegen die Realität auf dem aBPT prallte.

2. Durch die Wohlfühlatmosphäre rum um die jeweiligen Peergroups (nehmen wir zB. Dresden-Neustadt) ergab es sich, daß Neuzugänge sich nicht inhaltlich mit den Piraten auseinandersetzen, sondern wegen des sozialen Miteinanders. Das wäre an sich voll okay, wenn es sich um einen Stadtteilverein handeln würde. Für eine Partei ist dies tödlich, da nach und nach das apolitische Socializing wichtiger wurde, als das Sichauseinandersetzen mit dem Programm und den diesem zugrunde liegenden Ideen. In der Folge wurde von den apolitischen Mitgliedern politische Statements auf lautstarke Wortführer oder auf Wortführer mit everybodies darling Charme delegiert. Da wie oben geschildert, gleichsam eine kritische Auseinandersetzung mit Politik (auch innerparteilich) nicht stattfand, führte dies zu einer Arbeitsweise, die mehr auf symbolischen Bildern, denn auf Verstehen von Problemen und dem Ableiten von Lösungsvorschlägen beruhte.

3. Sehr schön ist dieses symbolhafte Arbeiten in dem, im Laufe der Zeit immer wiedermal auf Parteitagen zu hörenden, Statement “Aber wir haben ja sonst kein Programm” wiederzufinden. Inhaltliche Arbeit sah im Landesverband Sachsen daher so aus, daß irgendjemand voller Langeweile über eine Webseite, zB. von Amnesty surfte, mit “Guck mal hier, das klingt doch toll” sich den Text 1:1 kopierte und als Antrag an den LPT einreichte.
Als Begründung wurde dann Copy-Remix-Share hergeholt, faktisch fand aber eine Einordnung in das bestehende Programm, eine Herleitung, warum wir das fordern sollten nicht statt. Auf den Parteitagen hing dann das Wohl und Wehe dieses Antrags nur davon ab, ob die obengenannten Wortführer der Peergroup das gut fanden oder nicht.

4. Im Nachgang von Bombergate zeigte sich der mangelnde Reflexionswillen und die apolitische Einstellung an mehreren Punkten. Zum einen wurde nicht zur Kenntnis genommen, daß nicht Anne Helms Brüste – Aktion der Auslöser der tiefen Krise war. Der Konflikt, der sich schon mit dem Flaggengate abzeichnete ist nach meinem Verständnis darauf zurückzuführen, daß eine schleichende Verletzung des common sense der Piraten (an der Stelle sei erstmal egal, ob bewusst induziert oder nicht) stattfand. Dieser common sense war, daß es bei Piraten egal war, woher Du kommst, wer Du bist, Hauptsache Du fühlst und agierst wie ein Pirat. Durch das Peergroupfeeling einerseits, aber auch durch stetig wiederholte Mantra von “Piraten müssen sich positionieren, sonst sind sie Nazi” wurde die Heterogenität, die bisher Stärke war, durch Konformismusdruck in Frage gestellt.
Deutlich wurde und wird dies, wenn man jedem Mitglied mal die Frage stellt: “Warum bist Du Mitglied bei Piraten geworden?”

Als Analogie könnten wir uns mal kurz vorstellen, es gäbe da einen Fußballverein und der sucht Leute. Du spielst gerne Fußball, trittst ein, engagierst Dich mit Herzblut, hilfst beim Rasen pflanzen, Aufbauen der Umzugskabinen und machst Werbung für Deinen Verein. Du bist jedes Wochenende auf dem Platz, und freust Dich, weil Fußball hier seine Heimat gefunden hat. Eines Tages kommst Du hin, da steht eine Delegation Deiner Teammitglieder am Eingang und verteilt Regelheftchen. Du sollst demnach nicht mehr in 11-er Aufstellung spielen, Fußball und Tore kommen weg, ein Schläger wird Dir in die Hand gedrückt, denn ab heute ist Golf das Spiel der Wahl.
Das ist leicht überspitzt der Zustand der Piraten in diesen Tagen. Und der aBPT im Vergleich die Vollversammlung, die den Golffußballern sagt, “Nö, so geht das nicht…”. Nur, damit das nicht falsch rüberkommt, ich mag viele der “Golffußballer”, es sind da echt tolle Menschen dabei.

5. Jetzt noch ein letztes Wort dazu, warum die Gründung der “Progressiven Plattform” ein Affront ist. Zum ersten ist wäre da der Name, der suggeriert, alle Piraten, die nicht unter dieser Plattform versammelt wären, seien nicht progressiv, sondern hinterwäldlerisch. Wer nicht spalten will, sollte auch nicht einen solchen Namen wählen. Man hätte ja auch “Halles Helden” wählen können.
Der zweite Punkt ist der, daß im Rahmen der Progressiven Plattform die ganze Unehrlichkeit einzelner Sprachrohre zum Ausdruck kommt. Ich kann mich sehr gut erinnern, welch Aufschrei von etlichen kam, als sich vor einem (?) Jahr das Frankfurter Kollegium gegründet hatte. Von Intransparenz, Mauschelei, von Verrat an der Partei war die Rede. Und jetzt? Die gleichen Schreihälse von damals nutzen die gleichen Methoden und agieren ebenfalls intransparent. Nehmen wir einen der Wortführer, nennen wir ihn August, immer wieder mit Forderungen nach “Transparenz” und nach “SMV” aufgetreten, organisiert sich und seine Peergroup nicht einsehbar über bilaterale Gespräche und unter der Hand Absprachen. Er gehört zur Zeit- und Geldelite, fordert SMV und reist beständig umher um sich bekanntzumachen. Progressiv? Nein.

Ich hoffe, daß nach und nach jedem Piraten klar wird, dass sich was ändern muß. Wir müssen aufhören Forderungen zu stellen, die wir selber nicht bereit sind zu leben. Wenn wir “Trennung von Amt und Mandat” fordern, dann müssen wir es leben. Wenn wir “Gleichberechtigte Teilhabe” fordern, dann müssen Treffen so gestaltet sein, daß jeder Interessierte auch in der Lage ist, sich darauf einzurichten (dann kann man nicht 3 Tage vor der Angst erst mitteilen, dass dann ein Treffen ist). Wenn wir feststellen, und zwar nicht nur für uns, dass Bildung das wichtigste Thema zB. im Wahlkampf ist, dann sollte Bildung auch auf der Agenda sein und nicht ‘ne Magnetschwebebahn, wo sich nachweislich keiner mit möglichen Kosten, Nutzen und Randbedingungen auseinander gesetzt hat. Wenn wir “verschiedene Lebensentwürfe akzeptieren”, dann muß Schluss sein mit Konformitätsdruck und wenn wir “Nazis bekämpfen” wollen, dann bitte nicht nur indem man ritualisiert zum 13. Februar Fahnen schwenkt, sondern in dem man die Ursachen angeht.

Kurzum, ich wünsche mir, daß Piraten glaubhaft sind, für Symbolpolitik hätte ich auch zu den Grünen gehen können. Und wenn wir statt selbst zu denken und kritisch zu sein, lieber eine Wohlfühlatmosphäre haben wollen, dann wäre ein Kaffeekränzchen beim CDU Ortsbeirat die bessere Wahl gewesen.

So, und nun habe ich Dank Dir, Bernhard, mir meine Piratenseele vom Leib geschrieben. Wird es was bringen? Ich hoffe es, aber ich zweifele.

Beste Grüße Andreas

Sonntag, 29. Juni 2014

Denn Sie ist sehr gut!

Ihr kennt Sie nicht. Noch nicht. :) Ihr Humor ist speziell, Sie ist ungeheuer engagiert und braucht all Eure Hilfe. Wenn ihr Sie unterstützen mögt und euer Interesse geweckt ist, könnt ihr mehr von Ihr unter der unten angegebenen Adresse lesen.  Das Interview entstand kurz nach der Kommunalwahl in Sachsen und ist IMHO besonders interessant direkt nach dem aBPT¹ zu lesen. Achja, unsere Spitzenkandidatin zur Landtagswahl in Sachsen ist Sie wohl, erm, irgendwie auch noch. ;)

Das Interview

 
Hallo Sandra!

Danke für das kurze Interview.

Am 25. Januar war ja die Aufstellungsversammlung bei der Du als Spitzenkandidatin der Piraten für die Landtagswahl gewählt wurdest. Ab wann hattest Du realisiert, daß dies tatsächlich passiert ist?
Das wurde mir noch am selben Abend bewusst. Ich fuhr mit einigen Piraten zurück nach Chemnitz und habe gerätselt ob ich meinem Chef von dieser Wahl zur Spitzenkandidatin erzählen soll. Die Antwort kam fast im Chor "Der liest das bestimmt Montag in der Zeitung!". 
Das war der Moment wo mir langsam zu Bewusstsein kam was jetzt auf mich zu kommt.
Die lieb gemeinten Ratschläge einiger anderer Piraten was von der Presse aus alles jetzt kommen kann und die Frotzeleien dass bald überall riesige Plakate von mir hängen, taten da sein übriges. 

Seit jenem Januartag ist viel Wasser die Elbe hinuntergeflossen. Die Partei ist schwerer Schieflage, etliche Mitglieder gefrustet und Wähler verlorengegangen. Wie hast Du diese letzten Monate erlebt? Was hat Dich positiv überrascht?

Schon bei meiner Rede habe ich darüber geredet, dass wir uns in dieser Partei viel zu selten mit der Aussenwelt beschäftigen und viel zu häufig mit uns selbst. Die meisten von uns sind eingetreten, weil wir die Politik verändern wollten. Leider vergisst die Bundespartei das in letzter Zeit fast chronisch. 
Jedem Gate, jedem Skandal wird hinterher gerannt. Jeder der etwas macht, wird  gnadenlos unkonstruktiver Kritik ausgesetzt bis niemand mehr etwas tun will. 
Diese Demotivation von wirklich tollen Menschen überschreitet manchmal Grenzen die mich wirklich wütend machen und die mich an der Partei zweifeln lassen. 
Entschuldigt werden die schlimmsten Ausfälle mit den Worten "Aber DIE haben doch was viel schlimmeres getan.".
Wenn wir da nicht raus kommen, werden wir nie Ruhe in die Situation bekommen. 
Doch es gab auch definitiv Lichtblicke. 
Einige kamen von direkt von Wählern die uns unterstützen. Es kamen nicht nur  Kommentare zu unserer Chaospartei, sondern ebenso viele die mir und anderen Kraft wünschten um den Einzug in den Landtag zu schaffen und dort die Politik aufzumischen.
Die sächsischen Piraten helfen ausserdem dabei, mir neue Motivation zu geben. 
Die meisten unterstützen mich tatkräftig und achten wirklich auf jede Regung um mir immer wieder zu zeigen, dass es reichlich gute Dinge bei den Piraten gibt, für die es sich immer lohnt mit voller Kraft zu kämpfen.

Letztes Wochenende waren ja die Kommunalwahlen und Wahlen zum Europäischen Parlament. Wie bewertest Du das Abschneiden der Piratenpartei?

Ich freue mich für diejenigen die den Einzug und die Stadt- bzw. Kreisräte geschafft haben. Ich freue mich natürlich auch für Julia Reda.
Ehrlicherweise bin ich dennoch enttäuscht wie wenig Wähler wir mobilisieren konnten. 
Wir haben einige Fehler der Bundestagswahl wiederholt. Wir haben teilweise versucht die Materialschlacht anderer Parteien zu toppen. Nur waren wir somit mehr damit beschäftigt Plakate aufzuhängen, Flyer zu verteilen und Infostände zu organisieren.
Uns ging sowohl der Spass an unserer Politik als auch ein Stück Zusammenhalt verloren, weil sich alle zu sehr bemühten Erwartungen gerecht zu werden. 
Das wird bei der Landtagswahl komplett anders.

Was ist Deine Meinung zu Wahlplakaten allgemein? Überflüssig? Notwendig?

Wir haben leider zur Kommunalwahl relativ spät Plakate bekommen und da wurde mir bewusst, dass wir Plakate tatsächlich hängen müssen. Ich wurde von mehr als einem Menschen auf die fehlenden Plakate hingewiesen. Zwar gehen einzelne Plakate in der Flut meist unter, aber wenn eine Partei gar keine hängt, existiert sie bei den meisten für diese Wahl gar nicht. 
Es war wirklich erschreckend wieviele fragten ob es die Piraten überhaupt in der Stadt gibt. Erst mit den ersten Plakaten kamen Fragen zu unseren Kandidaten und unserem Programm. 
Insofern, würde ich Plakate tatsächlich als notwendig bezeichnen auch wenn mir das bis zu unserer Kommunalwahl nicht klar war.

Während des Wahlkampfes warst Du sehr aktiv. Was hat Dich motiviert?

Ich war während der Unterschriftensammlung sehr aktiv. Mir war wichtig zumindest eine Chance zu haben, überhaupt Wahlkampf machen zu können. Da waren es wieder die Gespräche die halfen ein ums andere Mal direkt vor dem Rathaus zu stehen und vollkommen fremde Menschen um Ihre Unterschrift zu bitten. Bei typischen Piratenwählern stieß man doch oft auf Stirnrunzeln, dass sie all Ihre Daten handschriftlich notieren mussten und nicht sicher wussten wohin diese dann gehen. Aus reiner Sympathie und zu unserer Unterstützung, unterschrieben sie dennoch.
Während des konkreten Wahlkampfes, war ich eher Flyer verteilen. 
Hierbei muss ich 2 wirklich starke Piratinnen aus Chemnitz nennen, Piru und Kattenevare (beide Stadtratskandidatinnen) die im Alleingang Tausende von Flyern verteilten. Diese beiden haben sicher die größten Stapel in ganz Chemnitz verteilt und waren auch für Infostände immer bereit.

Auf der Straße und in Gesprächen hast Du viele Anregungen mitgenommen.
Welche Punkte sind Dir am besten in Erinnerung?

Das häufigste Kommentar war "Ich will wissen was die da machen.".
Es ist meist schwierig Menschen für Politik zu begeistern. Wenn sie dann jedoch Interesse haben und heraus finden wollen was mit Ihren Wahlstimmen passiert, ist der Zugang zu diesen Informationen teilweise erschwert. 
Entweder sind Informationen über den Aufbau und die Arbeit in Parlamenten gut versteckt auf verschiedenen Homepages oder gut auffindbar aber dafür in einer Art und Weise beschrieben, die nur schwer das Interesse aufrecht erhält. 
Es ist keine wirkliche Hilfe ein 50 seitiges Pamphlet zu bekommen, wenn man eigentlich erst einmal einsteigen will. Eine Sprache die für Insider klar ist, die für den Bürger aber ein Buch mit sieben Siegeln darstellt, zeigt auch nicht unbedingt Bürgernähe.
Ich hoffe dies im Landtag, gemeinsam mit anderen Fraktionen, anpassen zu können. 
Das ist aber nur ein Punkt. 
Transparenz bei der Vergabe von Aufträgen der Städte, der dringende Wunsch nach mehr angeboten um Jugendliche und junge Erwachsene in Sachsen zu halten und der allgemeine Verdruss als Bürger viel zu wenig mitbestimmen zu dürfen, sind ebenfalls sehr häufig thematisiert worden. 
Deswegen ist es umso verwirrender, dass die Piraten so wenig Stimmen haben. 
Denn das sind alles Punkte an denen wir ansetzen und in Zukunft auch den Landtag aufmischen wollen.
Zur Landtagswahl in Sachsen wird den konservativen und rechten Parteien
ein Stimmenzuwachs vorausgesagt. Wie erklärst Du Dir diesen Zulauf?
Fehlende Bildung im gesellschaftlichen Bereich stellt dabei ein großes Problem dar. 
Wir ignorieren im Bildungsbereich nahezu alle Faktoren die zu mehr Toleranz führen. 
Wir haben EU Büros in ganz Sachsen die vollkommen unterbesetzt sind, obwohl gerade die in der Lage wären für Austausch im Jugendbereich zu sorgen. Gerade diese haben Mittel um Themen wie Europa und Migration zwischen europäischen Ländern zu thematisieren. 
Die teilweise antiken Schulbücher sind auch ein Problem. Wie soll ich einem Menschen erklären, dass Migration und zum Beispiel auch Regenbogenfamilien etwas absolut normales sind, wenn in Schulbüchern immer nur Klaus und Karla mit Ihren Eltern Mathe-/Englisch oder Deutschaufgaben lösen. Es sind kleine Dinge die durch Ihre Selbstverständlichkeit zu mehr Aufklärung und Verständnis führen könnten. 
Auch an diesem Punkt spielt das Unwissen über politische Prozesse eine Rolle. Es ist leicht etwas abzulehnen dessen Sinn man nicht erkennt und das in Medien, zum Beispiel durch die Finanzkrise, monatelang in negativen Licht dargestellt wird. 
Dabei  geht die Kritik nicht an die Medien, welche nur Ihre Arbeit machen, sondern an die Regierung die es versäumt hat dieser Wut und der Ablehnung mit klaren Antworten begegnen. Die fehlenden Antworten konnten Parteien wie die AfD sehr gut nutzen um Ihre Antworten, die am rechten Rand verwurzelt sind, als allgemein gültige Wahrheit immer wieder in die Bevölkerung zu tragen. Ich gehe  jedoch davon aus, dass noch eine Ernüchterung gegenüber dieser Partei erfolgt. 
Die AfD agiert bereits jetzt wie alle anderen etablierten Parteien in Sachsen. Klüngeleien, Obrigkeitshörigkeit und ein "starker" Vorzeigepolitiker werden die sächsische Bürger sicher nicht für immer über die inhaltslosen und teilweise menschenverachtenden Aussagen der AfD hinweg täuschen.
Zurück zu den Piraten. Wie schätzt Du die programmatisch-inhaltliche Arbeit der Piraten Sachsen ein? Was wäre zu verbessern? Was läuft gut?
Entschuldige aber ich weiss echt nicht, was das mit der Wahl zu tun hat und würde das mal zurück stellen. Da brauchts mehr Platz.^^
Wenn Du wählen müsstest, Enterprise oder Magnetschwebebahn?
Enterprise!
Ich sehe im Bau einer Enterprise wesentlich mehr Potential für die Forschung in Sachsen und weitergehende Entwicklungen als im Bau einer Magnetschwebebahn.
Bei realistischer Betrachtung dürften die Piraten die 5% Hürde zur Landtagswahl mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht reißen. Weshalb sollten die sächsischen Wähler Dich trotzdem unterstützen? 

Ich würde es nicht realistisch nennen, sondern "nach jetziger" Sicht. 
Wir haben noch 3 Monate vor uns und einfach mal absolut nichts zu verlieren. 
Wir sind in derselben Lage wie 2009 die Berliner Piraten. 
Wir können uns erlauben auch verrückte Dinge zu tun und unsere Kreativität, die definitiv vorhanden ist, voll ausleben. Ich bin ziemlich gespannt mit was für Ideen die sächsischen Piraten aufwarten werden. 
Ich erhoffe mir vor allem, dass wir endlich wieder Spass auch im Wahlkampf haben und ihn nicht mehr als blose Pflichtübung sehen. So eine Sicht wird von den Wählern durchaus bemerkt und würde mich als Wähler auch abschrecken. 
Aus diesem Grund ist meine Devise derzeit:
Ich darf Spass haben am Wahlkampf und an der Politik und werde trotzdem ernsthaft für  unsere Themen kämpfen. 

Welche Unterstützung wünschst Du Dir von den Mitgliedern der Piratenpartei für die nächsten Monate?

Ich hoffe es werden mehr Piraten aktiv als zur Kommunalwahl. Selbst wenn es nur an einem Tag ist wo 20-30 Plakate gehängt werden, oder ein Veranstaltung wo eine Piratenfahne mitgenommen wird, all das wird eine Hilfe sein. 
Wenn jemand eine verrückte Idee hat, bitte ich denjenigen sich selbst Hilfe zu suchen und einfach zu #machen anstatt dies von anderen zu verlangen. 
Wir müssen damit aufhören alles bei vermeintlich Zuständigen abzuladen, wie dem LaVor und den Wahlkoordinatoren und anfangen mehr zu #machen. 
Gerade wenn wir kreativ sind, kann das den meisten Spass bringen. 
Ich würde mich freuen die Piraten in Sachsen im Wahlkampf von ihrer verrückten Seite zu sehen. Wir werden in Sachsen dringend gebraucht und wir sind toll! 
Also müssen wir das auch endlich zeigen. 
Ich danke für Deine offenen Worte und wünsche Dir viel Erfolg.

Wo ihr Sandra findet


Meistens versteckt sich Sandra hinter Arbeit. :) Im Ernst,  mehr über Sandra findet ihr unter http://sandrawiller.de/blog/, via Twitter unter @SandraWillerLTW  und der Geheimtip ist natürlich, ach!, das bekommt ihr selber raus :D

Wenn ihr helfen wollt, meldet Euch bei ihr oder mir. Wir freuen uns.

¹ aBPT - außerordentlicher Parteitag

Donnerstag, 26. Juni 2014

Erst machten sie mein Internet kaputt…

TL;DR

2006 bei #Piraten eingetreten, weil potentielle Überwachungsgefahr. In 2014 reale Überwachungsgefahr und #Piraten sind kaputt. Und nun?

Dieser Blogbeitrag wird sich nicht mit den Interna der Piratenpartei beschäftigen. Sondern, was der Verlust für Konsequenzen haben kann. Er ist Fragment und stellt Fragen. Vielleicht regt er auch an.
Quelle: Twitter Nutzer: DatKuddel

Die Rolle der Piratenpartei


In den ganzen Diskussionen innerhalb und außerhalb der Piratenpartei wurden tausende Problemfelder ausfindig gemacht, die für das Scheitern der Piraten Ursache sein sollten. Und abertausende mehr, worum sich die Piraten doch bitte kümmern sollten, wenn sie nicht in den Abgrund fallen wollen.

Die Piraten sollen
  • sich gegen Nazis positionieren,
  • sich für Teilhabe einsetzen
  • die Basisdemokratie leben
  • progressiv sein
  • Transparenz in Politik bringen
  • gendergerechte Sprache schreiben
  • sich für Homosexuelle einsetzen
  • Fracking verhindern
  • grüne Dächer fördern
  • Stadtbäder erhalten
  • sich für Fußballfans und deren Pyrotechnik einsetzen
  • Drogen legalisieren
  • Spaß in die Politik bringen
  • ein Vollprogramm haben
  • knackig Politik vermitteln
  • das Bedingungslose Grundeinkommen fordern
  • Liquid Democracy erforschen
  • sich in flachen Hierarchien organisieren
  • Gentechnik ablehnen
  • liberal sein
  • nicht grün sein
  • ehrliche Politik machen
  • sich für Asylsuchende einsetzen
  • gegen Überwachung engagieren

Doch all diese Punkte treffen nicht das Wesentliche. Sie sind Nebenbaustellen. Jepp, richtig gelesen, all diese Punkte gehen an der zentralen Frage vorbei, warum es die Piraten gegeben hat, warum man anfangs solch eine Angst vor uns Piraten hatte.

Die Probleme dieser Zeit sind nicht Nazis, sind nicht Finanzkrise, sind nicht "ungehörte" Bürger.

Die wirkliche Frage dieser Tage lautet: Wer hat die Informationshoheit?

Unsere Gesellschaft


Wir leben in einer Gesellschaft, die durch und durch digitalisiert ist.
Unsere Identitäten sind digital. Wir definieren uns darin, welche Spuren wir hinterlassen, wem wir vertrauen, was wir sagen, was wir tun.
Unsere Kultur wird digital, Blogs, Tweets, Homepages, Bilder, Bücher, Texte, Videos.
Unser Sozialleben ist digital, Wir verabreden uns, teilen unsere Gefühle, Gedanken.
Unsere Arbeit wird digital, wir bewerten und werden bewertet.
Unser Spuren werden digital, wo waren wir, was kauften wir.

Das Digitale hat die Eigenschaft beliebig kopiert zu werden.
Man kann es ändern, ohne Spuren zu hinterlassen. Und es ist billig, unfassbar billig.

Machtfrage


Das Wissen, die Informationen und die Möglichkeiten zur Steuerung bedeuten Macht.

Wer Informationen streuen kann, Datenflüsse beeinflussen, wer Wissen fälschen kann, wer prognostizieren kann, wie sich bestimmte Gruppen verhalten¹  und wer den einzelnen Menschen unter Druck setzen² kann hat alle Mittel in der Hand diese Gesellschaft zu steuern.

Die Piraten haben instinktiv (mE. unbewußt), diese Macht in Frage gestellt.

Sie setzten sich von Anfang an für den freien Zugang zu Wissen ein, sie nutzten das Internet um sich zu informieren und andere zu informieren. Die Piraten erkannten im Ansatz das Potential der sich immer höher schraubenden Überwachungsphantasien und entlarvten die vorgeschobenen Gründe für eine Regulierung des Internet. Sie stellten die Spielregeln in Frage und wurden daher gefährlich.

Ich weiß nicht, warum uns allen dieser Punkt der Machtfrage nicht so bewußt geworden ist, warum er mir erst jetzt, kurz vor dem außerordentlichen Parteitag, so klar scheint. Ich kann auch nicht sagen, wann wir begonnen haben, uns selbst ins Abseits zu stellen (und erst recht nicht, warum?).

¹ Precrime, INDECT
² Vorratsdatenspeicherung

Die Piraten sind kaputt? Und nun?



Wenn mit dem kommenden Parteitag von den Piraten nur ein Häuflein Asche bleibt, brennt dann die Lunte weiter?

Die Piratenpartei und ihre Anhänger wurden in den vergangenen Jahren immer wieder kriminalisiert. Zuerst als Piraten (Raubmordkopierer), dann als Verteidiger von Kinderfickern, als Rowdys, als wasweißichnichtalles.

Sie haben sich von all dem nicht beirren lassen, sie haben, wie ich, daran geglaubt, daß man als neue Partei was bewegen könne, daß man die Gesellschaft zu einer besseren machen könne.

Wenn all diese Menschen, die daran glaubten, durch ihr bis an die Selbstaufopferung grenzendes Engagement, dieses Land ändern zu können, wenn all diese Menschen mit dem kommenden Parteitag feststellen, dieser Weg hat nicht funktioniert. Was dann?

Noch schlimmer, wenn all diese Menschen sich jetzt am Ende die Frage stellen, warum war mir Thema XXXX wichtiger als die Frage der Macht im Informationszeitalter? Was macht das mit diesen Menschen?

Und noch schlimmer, wenn diejenigen, die früher die Piraten gefürchtet haben, nun deren Ende sehen, welche Grenzen werden fallen?

An diesem Punkt möchte ich nicht weiterdenken, die Konsequenzen sind unabsehbar. Für Dich, für mich, für jeden.

Freitag, 6. Juni 2014

Von Einer die auszog, das Fürchten zu lehren… :)

Meine Fragen an Piratenlily, die in Leipzig für die Piratenpartei in den neuen Stadtrat eingezogen ist.


Hi Lily! Erst einmal Gratulation zu Deiner Wahl in den Leipziger Stadtrat!  

Ute Elisabeth Gabelmann
aka Piratenlily
Woah, danke :-) So richtig ist es bei mir noch nicht angekommen, aber Stück für Stück sackt es so. Immer, wenn mir zwischendurch einfällt "Hey, du bist jetzt Stadtrat", freu ich mich richtig. Aber präsent ist die Tatsache noch nicht wirklich. Ich werde aufpassen müssen, die ersten paar Male nicht mit Kulleraugen auf meinem Ratssessel zu sitzen.

Kannst Du den Lesern bitte verraten, was Du seit letzten Sonntag so gemacht hast? 

Der ursprüngliche Plan sah vor, alles langsam abzuarbeiten, was durch Wahlkampf liegengeblieben ist. Den konnte ich dann aber schnell knicken. Seitdem versuche ich, die Zahl der Mails im Posteingang unter 100 zu halten, mit den Menschen, auf deren Einschätzung ich Wert lege, über die aktuelle Situation zu sprechen, Anrufe und Anfragen aller Art zu beantworten, nebenbei wenigstens ein paar saubere Teller in den Schrank zu kriegen, mich dem Katerchen wieder vertraut zu machen und ganz allgemein den Kopf über Wasser zu halten. Wenn bei so einer relativ "kleinen" Wahl schon so viele Dinge passieren, muß sich eine wirklich entscheidende Wahl wie z.B. die zum Bundestag für den einzelnen künftigen Abgeordneten wie ein Erdrutsch anfühlen.

Ansonsten fühl ich mich ein bißchen wie in der Sesamstraße nach dem Motto "Wer nicht fragt bleibt dumm", nur daß halt für designierte Stadträte niemand den Erklärbär gibt. Sicher sind Vertreter anderer Parteien immer schnell und hilfreich zur Stelle, aber man darf vermuten, daß nicht jeder davon es gut mit uns meint.

Zurückblickend auf die letzten Wochen, wie hast Du den Wahlkampf wahrgenommen? Was lief gut, was wäre verbesserungsfähig?  

Der Wahlkampf war schlicht einfach irre - im besten wie im schlechtesten Sinne. Gut lief zum Beispiel, daß bei Aktionen ziemlich viele Leute parat standen und zum großen Teil sogar noch spontan rüberkamen. Auch sind wir Meister im Schlußspurt, wie man zum Beispiel beim Unterschriftensammeln gesehen hat.
Bei nächsten Mal besser laufen muß unbedingt die Kommunikationsdisziplin. Es muß eine Anlaufstelle geben, die auch jeder nutzt, so schwer ihm das persönlich vielleicht fällt. Sonst zerfasert alles, der Überblick fehlt und dann haben alle verständlicherweise auch keine Lust mehr, sich das aus verschiedensten Quellen zusammenzusuchen. Außerdem plädiere ich für eine Art Selbstverpflichtung oder Ehrenkodex, den sich die Kandidaten für die Zeit des Wahlkampfs geben.

Wir sind ja jetzt nicht in Fraktionsstärke ins Rathaus eingezogen. Kannst Du schon sagen, ob Du Dich einer Fraktion anschliessen wirst und welche Gründe für Deine Entscheidung zugrunde liegen?  

Ich kann sagen, daß es mit Ausnahme zweier künftiger Fraktionen Anfragen aller Seiten gab, von denen das halbwegs zu erwarten war. Ganz allgemein ist es wohl nach den mir bisher vorliegenden Informationen so, daß man ohne Fraktion auch direkt verloren hat und nicht richtig mitspielen darf. Das ist eine Sache, die definitiv gerändert gehört, mit der ich mich aber aktuell abfinden muß, obwohl es mich wurmt.

Welche Hilfe erwartest Du von uns Mitgliedern? 

Ich erwarte, daß jeder sich darüber klar wird, was er leisten will und kann und ob die Partei für ihn eine Freizeitorganisation ist oder eine ernstzunehmende Betätigung. Ich arbeite lieber mit wenigen Engagierten als mit vielen, die aber im entscheidenden Moment gerade keine Motivation finden. Ich erwarte, daß jeder sich eine Liste der Themengebiete macht, in denen er Expertise hat und eine mit denen, die ihn interessieren (beides muß ja nicht zwingend übereinstimmen) und dann mit diesen Listen genau überlegt, welche Funktionen er hier innerhalb der kommunalpolitischen Arbeit übernehmen könne.
Unter anderem zu dieser Frage wird es zeitnah ein kommunalpolitisches Plenum geben.

Wie sehen Deine nächsten Tage aus? 

Ich habe mir ein grobes Konzept überlegt, was jetzt alles passieren muß und werde den Vorstand bitten, mich darin zu unterstützen. Parallel werde ich die Kontaktanfragen beantworten und einfach mal reinhören, was die Menschen so von mir bzw. uns wollen. Außerdem muß ich mir Basiswissen "Stadtrat" aneignen und werde dazu unter anderem auch zu anderen Kommunalpiraten Kontakt halten.


Ich danke für das kurze Interview und hoffe, daß Du rocken wirst. :) 

Well, I'll do my very best, Miss Sophie!

Dienstag, 27. Mai 2014

Das Loch

Eigentlich wollte ich, bezugnehmend auf ein altes Interview von mir, für mich und alle Interessierten aufzeigen, ob und wie wir diese Piratenpartei neu aufstellen können.

Doch im Moment kann ich diese Fragen nicht beantworten. Ich hatte gehofft, daß sich viele daran erinnern, warum die Piraten gegründet wurden, warum wir ihr beigetreten sind, warum wir unsere Freizeit opferten und wir die letzten Wochen auf der Straße standen.

Doch ich kann nicht.

Ich versuche mich daran zu erinnern, weshalb es uns Piraten braucht. Wir haben die Hälfte der Kernwählerschaft verloren. Erst zur Bundestagswahl, jetzt zu den Kommunal- und Europawahlen. Ich habe gehofft, wir finden den Weg zurück. Wir stehen am Scheideweg. Auf der einen Seite die vielen neuen Kommunalpiraten die unsere Hilfe brauchen. Auf der anderen Seite, die Schönredner, Kleingeister und Machthungrigen, die mit billiger Polemik versuchen ungelebte Inhalte zu kaschieren.

Wollte ich je in einer Partei sein, die, wenn es nur kurzfristig Aufmerksamkeit und Stimmen bringt, ihre Wurzeln vergisst? Braucht es Piraten noch, wenn es nur darum geht irgendwie Sieger zu sein?

Wegen Schily-Katalog eingetreten, das Wesen des Digitalen versucht zu ergründen und in globalisierter Überwachungsgesellschaft ohne wahrgenommene Antworten, dominiert von apolitischen¹ Mitgliedern, die Wohlfühlmetaphern hinterher rennend, das Paradoxon einer Partei aufzeigen, die mehr denn je gebraucht wird, aber nicht fähig ist, brauchbar zu sein.

Es ist ein Loch. Tief und schwarz.

Drei Wege führen hinaus.

Dem Schicksal ergebend sich in Traumwelt flüchtend.
Dem Schatten angepasst die Nacht ergründend.
Helfende Hände, das Loch zuschüttend.

Drei Wege führen hinaus. Für mich immer.
Das Licht wird schwächer, der Nebel sinkt.
Wird das Lied gemeinsam klingen? Hoffnungsschimmer.

Drei Wegen führen hinaus, hinein geht's immer.


¹ apolitisch, weil es ihnen kaum gelingt sich inhaltlich mit politischen Themen zu beschäftigen (von einigen Ausnahmen abgesehen). Ein Beispiel die auf Parteitagen zu stellende Frage "Wer hat den Programmentwurf gelesen?". Siehe zB. den europapolitischen Antrag in Bochum. Oder auch das Paradoxon, daß in Sachsen in innerparteilicher Umfrage die Mehrheit das Hauptthema "Bildung" in Vordergrund des Wahlkampfes sehen wollte, sich zu dem Thema bis 4 Wochen vor dem LPT kaum jemand mit dem Thema beschäftigt hatte, von regelmäßig oder konstant ganz zu schweigen.

Dienstag, 13. Mai 2014

Kamera, Kamera an der Wand…

Update 2: Die Info im TAZ-Artikel basierte auf Zahlen des SMI und sind wohl korrekt.

Update: der TAZ-Artikel enthält einen Fehler, es wurden 674 Kameras gezählt, danke an Twitterer @cnnwtz, sh. http://leipzigerkamera.twoday.net/stories/2424427/

 


Creative Commons Attribution-Share Alike 3.0: KMJ at Wikipedia

 …wer ist die Heldenhafteste im ganzen Land?

"Leipzig und seine Überwachungskameras" ist seit Ende der 90er immer wieder Thema. Die Leipziger haben leider kein Bewusstsein entwickelt sich aktiv gegen die allgegenwärtige Überwachung, nicht zuletzt in Straßenbahnen zur Wehr zu setzen. Initiativen wie "Leipziger Kamera", "Salon Surveillance" und zur Zeit die Initiative "privacy Leipzig" flackern immer wieder mal auf. Doch den Bürgern Leipzigs scheint dies egal zu sein.

Zuletzt kam das Thema Überwachungskamera in der linken Szene in Connewitz auf, weil eine geheim installierte, autonome Kamera in Connewitz, Simildenstraße gefunden wurde. Erst später räumte die Staatsanwaltschaft Dresden ein, daß es sich um eine "operative Maßnahme" gehandelt habe.

Wurden 2004 in Leipzig ca. 7000 Kameras gezählt, die öffentlich, in und an Geschäften, in Bussen und Bahnen die Bürger dieser Stadt unablässig filmen, dürften sich diese Zahl heute deutlich erhöht haben. Auch die Qualität der Aufnahmen wurde durch Fortschritte in der Technik deutlich gesteigert. Selbst die Universität entwickelt sich zu einer Überwachungszone. Trotz entsprechender Hinweise an die studentische Öffentlichkeit 2011 ist das Thema Überwachung bis heute nicht auf dem Schirm der sonst so aufgeklärten kritischen Studentenschaft.

Vor dem Hintergrund dieser Situation hilft vielleicht folgende FAQ zum Thema Kameras im öffentlichen Raum: http://wiki.piratenpartei.de/FAQ_Video%C3%BCberwachung.

Schützt Videoüberwachung vor Verbrechen?

Schauen wir uns die Kriminalstatistik für Leipzig an, allein das Beispiel Diebstähle beantwortet diese Frage:
Die Polizeidirektion Leipzig wies im Jahr 2013 mit 99.422 Fällen ein ähnlich hohes Straftatenniveau auf wie im Jahr zuvor (100.100 Fälle). Auf 100.000 Einwohner entfielen somit 10.159 Straftaten. Die Aufklärungsquote sank um 1,2 Prozent auf nunmehr 48,9 Prozent; insgesamt wurden in 48.627 Fällen Täter ermittelt.

Hilft es bei der Aufklärung?

Ebenfalls aus der Statistik von 2013:
Für die kreisfreie Stadt Leipzig wurden 70.451 Fälle (+2,0 Prozent) erfasst - das seit 2003 höchste Niveau. Mit 46,6 Prozent fiel die Aufklärungsquote vergleichsweise niedrig aus. 
 Also nein.

Hilft Videoüberwachung bei Drogenkriminalität?

Für Leipzig stellt die Statistik folgende Entwicklung der Rauschgiftdelikte fest:

Mit 2.203 Fällen waren im Jahr 2013 lediglich vier Fälle mehr als im Vorjahreszeitraum festzustellen. Hiervon entfiel knapp die Hälfte auf Amphetamine/Methamphetamine (Crystal). Die Statistik weist zwar eine vermeintliche Stagnation aus, doch neun Rauschgifttote und die hohen Sicherstellungsmengen verdeutlichen den polizeilichen Handlungsbedarf – zumal das Deliktsfeld der Kontrollkriminalität zuzuordnen ist.


Aus obiger FAQ: Drogenhandel ist ein "Verabredungsdelikt". Treffpunkte für den Handel werden explizit (z. B. telefonisch) oder implizit (bekannter Ort) ausgemacht. Da Videoüberwachung nichts an der Nachfrage für Drogen ändert, verlagert sich dieser einfach in andere Gebiete. http://www2.argedaten.at/php/cms_monitor.php?q=PUB-TEXT-ARGEDATEN&s=87379ttw

Hilft Videoüberwachung bei Vandalismus?

Nö. Meistens wird Vandalismus im Zusammenhang mit Alkoholkonsum festgestellt. Die Täter agieren im Affekt und sind sich in der Situation nicht der Kameraüberwachung bewußt.

Hilft Videoüberwachung bei Gewaltdelikten?

Auch hier aus der FAQ: Bei Affekthandlungen gilt für Videoüberwachung das selbe wie für Strafandrohungen: Der/Die Täter/-in ist ein seinem Zustand außerstande, solche Faktoren zu berücksichtigen. Bei geplanten Gewalttaten kann Videoüberwachung hingegen einen umdisponierenden Effekt haben. Bei uns meldeten sich auch Opfer von Gewaltdelikten, die direkt vor Videokameras stattfanden. Das Überwachungspersonal hatte nichts bemerkt. Überhaupt wären Ihre Einschreitmöglichkeiten sehr begrenzt.

Hilft Videoüberwachung bei Diebstählen oder zumindest deren Aufklärung?

Wenn man sich die Täterfotos der Polizei aus Presse anschaut, ist die Qualität der Aufnahmen nicht zu gebrauchen. Vergleiche hierzu die Studie der University ofCalifornia in Berkeley: http://groups.ischool.berkeley.edu/samuelsonclinic/sensor_networks/285

Und im Kampf gegen den Terror ?

Wieder aus der FAQ: Terror ist eine Taktik. Die Probleme, die zu Terror führen, schwelen meist seit Jahrzehnten. Selbstmordattentätern macht es nichts aus, bei der Tat gefilmt zu werden - im Gegenteil: Weil Terror auf der Verbreitung von Angst basiert, könnte Ihnen sogar sehr an „guten Bildern“ liegen. Überwachte Gebiete gewinnen da an Attraktivität.

Was kostet Videoüberwachung in Leipzig?

Leider konnte ich die Zahlen im Haushalt nicht finden. Wer Hinweise hat, bitte melden.

Was ist mit dem Gefühl der Sicherheit?

Aus der FAQ: Das subjektive Sicherheitsgefühl wird tatsächlich bei vielen Leuten gehoben. Ein trügerischer Placeboeffekt, der z. T. auf cleveren Marketing der Überwachungsindustrie beruht und bei potentiellen Opfern zu gefährlichen Leichtsinn führen kann. http://www.quintessenz.at/d/000100003391

Was macht das Überwachungspersonal, wenn ihm fade ist?

Aus der FAQ: Große Wellen schlug die Enthüllung rund um Museumswachleute in Berlin, die mit ihren Hochleistungskameras in das Wohnzimmer von Angela Merkel zoomten. In England kam es bereits zu Verurteilungen von Überwachungsbeamten wegen Voyeurismus. In Wien versprach die Polizei nach ähnlichen Vorfällen, nur noch 'speziell geschultes' Personal einzusetzen.

Mittwoch, 30. April 2014

BUND Podium

Da war ich gestern doch zu Gast bei der "Podiumsdiskussion" des BUND Leipzig anläßlich der Stadtratswahl in Leipzig.

Sagen wir so:  es gab ein Podium.

Auf alle Fälle hatten sich die Vertreter von FDP, SPD, Linke und Piraten gut vorbereitet. Die CDU hatte kurzfristig abgesagt (und das war wohl nicht die dümmste Idee). AfD und WVL wurden wohl nicht eingeladen oder konnten keinen Vertreter benennen. Vielleicht hat ja jemand dazu Infos.

Die Fragen wurden den Parteien im Wesentlichen im Vorfeld zugesandt. Am Ende konnten noch einige Zuschauerfragen gestellt werden, dies aber nur indirekt über eingeworfene Zettel, die aus Lostrommel gezogen wurden.
 
Interessant fand ich die belehrende Attitüde des BUND Vertreters, der am Ende jeder Fragenrunde die Positionen des BUND herunterdozierte.

Wo insgesamt die Diskussion war? Keine Ahnung.

Der BUND will die Videomitschnitte der Veranstaltung unter http://www.bund-leipzig.de/themen_und_projekte/politik/kommunalwahlen_2014/ veröffentlichen. Dann kann sich jeder selbst überzeugen, ob der BUND unabhängig agiert oder doch nur Claqueur der Partei "Die Grünen" ist.

Vielleicht kann mir ja jemand erklären, warum die schwache inhaltliche und rhetorische Leistung des Norman Volger durch das Publikum mit Beifall bedacht wurde?

Nun denn, mein persönliches Highlight des Abends war die Frage einiger Ökoesoteriker, die aus "persönlicher Betroffenheit" um "Position der Fraktion zu einer Positivliste für Ausweisung Mobilfunkstandorte" baten. Hätte ich dies gewußt, hätte ich Anleitungen für Aluhüte verteilt.

Alles in allem ein sehr erhellender Abend. Und bei allem Verständnis für das berechtigte Anliegen Natur und Umwelt stärker schützen zu wollen, der BUND sollte sich vielleicht auf eine neutralere Rolle festlegen – denn ernstnehmen sollen und wollen wir ihn ja.

Montag, 28. April 2014

Diese Damen und Herren werden Ihnen…

Ich war am Samstag im Theater der jungen Welt zur Podiumsdiskussion »Der Fall der Theaterwissenschaft. Geisteswissenschaften zwischen Ökonomisierung und kritischem Korrektiv«.

Für diejenigen, die nicht wissen, worum es geht: Das Rektorat der Universität Leipzig sah sich gezwungen im Zuge der Stellenkürzungsvorgaben des SMWK das komplette Institut der Theaterwissenschaft zu schliessen.

Leider kam ich einige Minuten später als geplant an, hatte ich doch die Zahl der Baustellen unterschätzt.

Am Anfang wurde ein Film gezeigt, anschliessend wurden aus dem Publikum Statements von Alumnis und Freunden der Leipziger Theaterwissenschaft aus aller Welt verlesen, die sich entsetzt über die geplante Schliessung äußerten.

Als sich dann das Podium füllte – anwesend waren von links nach rechts: Christin Melcher (Grüne, Student), Dr. Skadi Jennicke (Linke, Stadtrat), Prof. Dr. Ulrich Johannes Schneider (Direktor der Universitätsbibliothek Leipzig, Professor für Philosophie an der Universität Leipzig), Holger Mann (SPD, Landtagsabgeordneter), Prof. Dr. Günther Schneider (CDU, Landtagsabgeordneter) und Reik Hesselbarth (FDP, Stadtrat) – führte Prof. Schneider in das Podium ein und sagte die weisen Worte:

»Liebes Publikum, diese Damen und Herren werden Ihnen hier nicht helfen können!«

Damit könnte man eigentlich den Blogbeitrag wieder beenden, denn der Erkenntnisgewinn hat sich genau in diesem Satz erschöpft.

Gedankenfetzen

Im folgenden nenne ich nur in Kurzform einige Punkte, die ich mir so als "Gedankenfetzen" notiert hatte:

Prof. Schneider (CDU): 2015 soll Evaluierung der Ausstattung der Hochschulen erfolgen… …Leider hat Rektorat die Schliessung Pharmazie und Theaterwissenschaften beschlossen. …Vermisse angemessene Kommunikation… Entscheidung ohne Moderation durch Politik, sondern schwarzes Peterspiel betrieben… …Entscheidung des Rektorats nicht nachvollziehbar

Moderator: Warum kommt Evaluation nach Kürzung? Warum können Abgeordnete nicht umsteuern, wenn die Faktenbasis nun doch eine andere ist [bezog sich auf Studentenzahlen]?

Prof. Schneider (CDU): Ein Kürzungsdiktat gibt es nicht. Evaluation 2015 notwendig, da Prozeß nicht von einer Uni zu führen, sondern nur zusammen in einem offenen Prozeß mit allen Unis und der Staatsregierung…

Mann (SPD): Landtag hat Recht über Haushalt zu entscheiden.

[…]

Moderator: Stelle fest, daß wir die Diskussion über Entscheidung des Rektorats auch innerhalb der Uni diskutieren müssen… Geisteswissenschaft sind [ökonomisch gesehen] besonders billig, man braucht keine teuren Apparaturen, nur einen guten Dozent…

Prof.  Schneider (CDU): Es trifft nicht zu, daß das Hochschulfreiheitsgesetz ein Spardiktat enthält. Abreden über Finanzflüsse finden im Konsens statt [meint Vereinbarung zw. Rektorat und SMWK].

Mann (SPD) [Verweist auf Bericht des Landesrechnungshofes zu Stellenabbauwahn]

Hesselbarth (FDP): Stellenstreichung bis 2020 ist falsch. Aber man muß sich Zusammensetzung Studenten anschauen, ob diese aus Sachsen oder außerhalb kommen [Führt zu Mißverständnissen, klärt das später auf. Wollte darauf hinweisen, daß der Freistaat Sachsen mehrere Aufgaben hat, die er in erster Linie für die Sachsen selbst erbringen muss. Hochschulfinanzierung ist nur eine dieser Aufgaben, so Hesselbarth später.]

Prof. Schneider (CDU): Hochschulrat ist strategisches Element, steht Rektorat beratend zur Seite.… [Auf Nachfrage Publikum, wo er streichen würde, da er vorher den Wegfall des Instituts bedauerte] Ohne wirtschaftlichen Plan des Rektorats, keine konkrete Aussage über Kürzung von bestehenden Fächern.… Rektorat hat seit über 3 Jahren diesen nicht vorgelegt.

Mann (SPD): Stadt hat Wissenschaftsplanung vorgelegt. Was fehlt ist eine qualifizierte Fachkräftestudie (wie in Thüringen).

Prof. Schneider (CDU): Wissen Sie welchen Platz TU Dresden im Shanghei Ranking hat?

Mann (SPD): Ist mir egal.

Prof. Schneider (CDU): 241. Wir brauchen mehr Qualität statt Quantität an den Hochschulen. Wir brauchen daher Mitwirkung des Bundes.

[Student aus Publikum erklärt, daß die Top3 der Unis im Shanghei-Ranking alleine Fläche einer Großstadt wie Leipzig einnehmen. Und das der Vorteil von Uni Leipzig doch auch das Umfeld einschliesst.]

[Publikum: Theaterwissenschaften bedingen auch Kultur ringsum – es ist eine Symbiose zwischen Stadt und Uni.]

[Professorin aus Publikum] Es findet eine Entsolidarisierung zw. Proffessoren und Studenten statt. An anderen Stellen ist man froh, daß es nicht sie getroffen hat. Doch ist dies Teile- und-Herrsche. … Lehre und Forschung sollen verbunden bleibven [das Hochschulgesetz erlaubt reine Lehr-Unis]. Nehme maximal 12 Studenten auf, da ich nur soviel intensiv betreuen kann. … Wie mißt man Qualität von Geisteswissenschaften? … Konservativen ist doch soviel an Werten gelegen, wieso wollen sie Werte zerstören?

Randbemerkungen


Aus Fachschaftsrat Theaterwissenschaft wurde berichtet, daß Rektorin Schückert eingeräumt habe, massiv vom SMWK unter Druck gesetzt worden zu sein. Zitat: "Wenn sie nicht unterschreiben, übernimmt der Finanzminister, dann wären 2000 Stellen fällig".

Aus Publikum wurde durch Zwischenruf bekannt, daß auch die Mineralogie geschlossen werden soll.

Es gibt eine Petition für den Erhalt der Theaterwissenschaft.

Weitere Links



Freitag, 25. April 2014

Ach, Connewitzer!

Quelle: Wikipedia, CC3.0 sharealike, Martin Geisler
Der Beitrag war ursprünglich als Kommentar unter einem Artikel des Kreuzers geplant, landete aber aus Gründen hier.

Seit Wochen berichten verschiedene Medien der Stadt über die Aufregung, die der Umzug der Polizeistation in die Wiedebach-Passage in Connewitz mit sich brachte.

Ich kenne Connewitz und Umgebung nun schon seit mehr als 10 Jahren, ich habe hier studiert, meine Kinder gehen hier zur Schule, Wehwehchen lasse ich hier verarzten, mit Freunden und Bekannten bin ich hier sehr oft unterwegs.

Und all die Jahre, die Connewitz mich in meinem Leben begleitet, hör(t)e ich immer wieder die gleichen Diskussionen.

Doch was ist den Connewitzern wichtig?


Das sind auf der einen Seite die Bewohner,
  • die Connewitz wegen seiner Nähe zum Auenwald lieben, 
  • die die vielfältigen, kleinen Läden schätzen, 
  • die das große Kulturangebot nutzen, 
  • die sich hübsch eingerichtet haben, 
  • die sich aber auch über zerschmissene Schaufenster am Kreuz ärgern, 
  • die es leid sind, wenn Häuserwände beschmiert oder mit Teerbeuteln beworfen werden, 
  • die es nicht so toll finden, wenn sie durch einen Pulk von Biertrinkern laufen müssen,
  • die von freilaufenden Hunden überrascht werden,
  • die die schönen Altbauwohnungen schätzen,
  • die Familie gegründet haben.

Und auf der anderen Seite die Bewohner,
  • die Connewitz wegen seiner Toleranz schätzen,
  • die sich mit Gleichgesinnten auf ein Bierchen treffen,
  • die frei sein dürfen und dies auch ihren Hunden zeigen wollen,
  • die die billigen Wohnungen lieben,
  • die gerne Fahrrad fahren, 
  • die hier gegen den Kommerz kämpfen,
  • die die Parties lieben,
  • die ungestört ihr Ding machen wollen,
  • die gegen das System sind,
  • die Nazis hassen,
  • die ihre kreative Nische gefunden haben.
Die Bewohner wollen das gleiche (hier in Ruhe leben) und kommen doch nicht zueinander.

Das jetzt die Polizei in den Wiedebachplatz gezogen ist, finden die einen vernünftig, da es nicht sein kann, daß dort ein "rechtsfreier Raum" geduldet wird, die anderen halten dies für einen Affront, da damit ja "Connewitz kriminalisiert" würde.

Ich halte beide Aussagen für überzogen. Meiner Erfahrung nach wollen Polizisten keinen Stress, und mit dem Umzug ist es ja nicht so, daß auf einmal dort eine Kaserne entstanden wäre. Im Gegenteil. Wenn es durch die Vor-Ort-Präsenz der Polizei und durch das respektvolle Miteinander aller Beteiligten möglich wäre, gegenseitig Ressentiments abzubauen wäre dies mittelfristig ein sehr gutes Argument den Abbau der Überwachungskameras am Connewitzer Kreuz zu forcieren.


Mittwoch, 19. März 2014

Schild(er)bürger

Was haben wir denn?


Wie ich im Beitrag Ein Schritt vor, zwei zurück… – Teil 3  erwähnte, kostet ein Verkehrsschild in der Anschaffung um die 200€.  

Um abschätzen zu können, ob man durch Einführung von Konzepten, wie Shared Space, oder durch radikalen Schilderrückbau vielleicht den stets klammen Haushalt der Stadt entlasten könnte, hatte ich am 28. Februar 2014 eine Bürgeranfrage gestellt. 

Ich fragte die Stadt Leipzig:
  1. Wie viele Verkehrsschilder gibt es in Leipzig insgesamt?
  2. Wie viele davon werden pro Jahr zu welchen Kosten repariert, erneuert oder beschafft?
  3. Wie viele Verkehrsschilder weisen auf Tempo30 oder auf Tempo30-Zonen hin?

Die Idee war, anhand der Anzahl und der Neuerungsrate die ungefähren Kosten für den Schilderwald zu bestimmen.

Einwohneranfrage, so easy!


Die Stadt schickte mir heute ihre Antwort, die leider nicht in jedem Punkt zufriedenstellend war. Aber dazu gleich mehr. Ich möchte an der Stelle jeden Leipziger ermutigen: Stellt Einwohneranfragen. Das genaue Prozedere wird auf der Seite der Stadt beschrieben. Kurz: Jeder Einwohner kann eine Frage mit drei Unterfragen stellen, die Leipzig betreffen. 

Die Antwort

Das Bauderzernat schickte mir heute die Antwort zu (da ich beruflich leider nicht an der Ratsversammlung teilnehmen konnte).  



Und nun?


Wir haben in Leipzig also 65.000 Verkehrszeichen, jedes hat einen Mindestwert von 200€, macht also, Achtung BWL-Freunde,  13.000.000 € gebundenes Kapital. ;-) Übrigens haben wir im Vergleich nur 57.732 registrierte Bäume in LE – also mehr Verkehrsschilder als Bäume!

Im Ernst, das ist eine Menge Holz (also die Zahl der Schilder!). Leider wurde mir die Neuerungsrate nicht mitgeteilt. Schauen wir mal, ob sich dazu was im Haushalt findet. Hier hilft vielleicht der interaktive Haushaltsrechner weiter. Ich würde vermuten(!), daß die Wartungskosten im Posten Verkehrsmanagment/Aufwendungen für Sach- und Dienstleistungen in Höhe von
307.600 € verborgen sind (wenn es jemand weiß, bitte Mail!). Wenn ich von geschätzten 2% Erneuerungsrate ausgehe, wären das 260.000€, was hinkommen könnte. Dies ist aber Spekulation.

Interessant fand ich die Zahl der Tempo30- und Tempo30-Zonen-Schilder. 2.323 Verkehrsschilder (also 3,6% aller Verkehrsschilder) zeigt, daß Leipzig schon recht verkehrsberuhigt dasteht. Vor dem Hintergrund, daß wir mehr Schilder haben, als Bäume müssten die Grünen konsequenterweise darauf drängen die Tempo30-Zonen abzuschaffen (weil dies Schilder spart) ;)

Weniger ist mehr?

Zum Vergleich, wir haben in Leipzig ca. 1760km Straßen, davon 332km Hauptverkehrsstraßen.  Bei 3571ha reiner Verkehrsfläche. Im Schnitt stehen aller 750m ein Tempo30 Schild und aller 2,7m ein beliebiges Verkehrsschild.

Wir sollten schon mal darüber nachdenken, was es bedeutet, wenn ein Verkehrsteilnehmer aller 2,7m neben den anderen Verkehrsteilnehmern und sonstigen Ablenkungen noch die Bedeutung eines Verkehrsschildes erfassen muß.

Wäre es da nicht konsequent, nicht nur im Sinne der Einsparung, sondern vor allem im Sinne der Verkehrssicherheit darüber nachzudenken, ob Leipzig hier nicht vielleicht doch seine Prioritäten anders setzen sollte?

Mittwoch, 5. März 2014

Ein Schritt vor, zwei zurück? Oder drei vor? – Auseinandersetzung mit dem Entwurf Stadtentwicklungsplan Verkehr und öffentlicher Raum Leipzig – Teil 4

Vorwort


Das Fristende für Anmerkungen zum Entwurf des Stadtentwicklungsplans Verkehr und öffentlicher Raum Leipzig (STEP Verkehr) naht (endet am 7. März 2014).

Sinnbild für Verkehrsraum Leipzig
Ich habe versucht in der Serie von Beiträgen (1, 2 und 3) schon einige Aspekte des Entwurfs zu beleuchten. Ebenfalls sei an dieser Stelle auf die Blogbeiträge von Thomas Koehler verwiesen. Und die Piratenpartei Leipzig hat zum Thema Verkehr ebenfalls einige Positionen (Verkehrspolitik für alle, ÖPNV und Umwelt)  veröffentlicht, die IMHO Berücksichtigung bei STEP finden sollten.

Zum letzten Beitrag hatte ich ergänzend die Stadt Leipzig im Rahmen einer Bürgeranfrage um Auskunft zur Anzahl der Verkehrsschilder, den laufenden Beschaffungs- und Unterhaltungskosten, sowie Zahl der Tempo30-Schilder befragt. Eine Antwort steht da leider noch aus.

Hier nun der vorletzte Teil meiner Anmerkungen.

Übergreifende Themen

Wirtschaftsverkehr


Da mir die Ideen der Stadt zum Thema Wirtschaftsverkehr uninspiriert (aber dennoch durchführbar und sinnvoll) vorkamen (Logistikkonzept, LKW Vorzugsnetz), hatte ich bei mir bekannten Verkehrsexperten prüfen lassen, ob es, analog zu Dresdens CarGoTram, Sinn machen könnte, Unternehmen in Leipzig zu ermutigen ihre Waren via Straßenbahn durch die Stadt transportieren zu lassen.

Nein, macht es wohl nicht. Logistik ist darauf angewiesen, daß Ware schnell umgeschlagen werden kann und schnell auf veränderte Anforderungen reagiert werden kann.

Ein Transport von Logistikzentrum A nach Logistikzentrum B wäre machbar, aber für Anbindung an Firmen müsste sichergestellt sein, daß Gleise etc. bis in die Fabrik hinein existieren.

Bei Menschen ist es nicht so wild, die können die letzten 30 Meter notfalls zu Fuß laufen (Beispiel: LVB-Straßenbahn auf S-Bahn Höhe Leuschner-Platz), bei Containern wird es da schwieriger.

 

Stadtraum als Lebensraum


Diesen Abschnitt kann ich nahezu uneingeschränkt unterschreiben. Mit der dort angegebenen Idee der "Magistralenplanung auch für Nebenstraßen" kann ich mich nicht recht anfreunden. Wenn wir Verkehrsplanung ganzheitlich denken, so scheint mir diese Idee eher unpraktikabel zu sein. Vielleicht brauch ich da aber etwas mehr Zeit zum Nachdenken.

Wichtig ist der Unterpunkt "Soziale Sicherheit". Er ist deswegen wichtig, weil die Menschen durch die aktuelle Politik verunsichert sind und nicht nur ein erhöhtes gefühlsmäßig begründetes Sicherheitsbedürfnis an den Tag legen.
Die unter diesem Punkt dargelegten Maßnahmen kann ich alle unterschreiben. Sie sind im Gegensatz zur überbordenden Überwachung des öffentlichen Raumes (und stattfindendem Abbau von Polizeistellen) sinnvoll. Darunter zählt das Bedenken der Raumwirkung (keine verwinkelte Gassen, einsehbare Plätze), die gute Beleuchtung und Vermeidung von Sichtbarrieren.

Ebenfalls voll unterschreiben kann ich die Aussagen zur stadtverträglichen Einordnung von öffentlichen Verkehrsmitteln.

Einbindung in das übergeordnete Verkehrsnetz

Zur Einbindung Leipzigs ins übergeordnete Verkehrsnetz möchte ich als Leipzig-Dresden-Pendler nur diese Worte verlieren: Wie kann es sein, daß ich von Leipzig mit dem Zug nach Berlin 20 min weniger Zeit benötige, als mit dem IC von Leipzig nach Dresden, in die Landeshauptstadt? Und wie kann es sein, daß Leipzig-Chemnitz zugtechnisch noch schlechter dasteht? Dafür kann die Stadt nichts, das Land nur wenig. Ich bin auch froh, daß Leipzig zugtechnisch mittlerweile sehr gut angebunden ist. Aber wenn, und hier geht es kurz um Landespolitik, wenn die Staatsregierung Sachsen Dresden und die anderen Ballungszentren des Freistaates nicht völlig abkoppeln will, täte sie gut dran die Leipziger einzubinden, damit man sich gegenseitig verkehrstechnisch den Rücken stärkt.

Beim ebenfalls erwähnten Thema Fernbusse bin ich zwiegespalten. Zum einen ist es Fakt, daß es nunmal Fernbusse gibt. Im Interesse der Reisenden und auch im Interesse der Stadt sollten die Fernbusse möglichst zentrumsnah halten können. Auf der anderen Seite halte ich Fernverkehrsbusse für eine Idiotie sondersgleichen. Die Fernbusse verbrauchen mehr Energie, belasten die ohnehin verstopften Fernverkehrsstraßen und verpesten die Innenstadt. Hier würde ich mich über eine Initiative des Städtetags freuen, um gemeinsam dieser Herausforderung Herr zu werden.

Apropos Autobahnen, Leipzig soll sich dafür stark machen, daß endlich die A72 nach Chemnitz fertiggestellt wird. Diese Autobahn wird seit 1935 gebaut und ist nach 79 Jahren immer noch nicht durchgängig befahrbar.

Nachwort

Der Entwurf der Stadt ist so umfassend, daß allein meine Kommentierung mittlerweile aus vier Teilen besteht. Wer Anmerkungen zum Entwurf der Stadt hat, auch wenn er nicht alles gelesen oder verstanden hat, sollte unbedingt bis zum 7. März seine Anmerkungen an die Stadt geschickt haben, damit sie noch Berücksichtigung finden können.

Nachtrag


Gerade Mail von Stadt erhalten:
Ihre Anfrage ist im Büro für Ratsangelegenheiten eingegangen und wurde unter der Nummer V/EF 302 registriert.

Der Ältestenrat wird in seiner Beratung am 05.03.2014 über die Form der Beantwortung Ihrer Anfrage entscheiden, ich werde Sie über das Ergebnis umgehend informieren.